Positive Bestärkung für Katzen

Katzen können zwar nicht ganz so erzogen werden wie Hunde, sind aber auf jeden Fall lernfähig. Positive Verstärkung hilft dabei. Wie das Training mit Katze und Clicker funktioniert, lesen Sie hier.

Katze Training
Auch Katzen sind dazu in der Lage, zu lernen.© Andriy Blokhin-stock.adobe.com

Auch im Leben von Katzen spielt das Lernen eine wichtige Rolle: Zum Beispiel können Sie lernen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden oder Signale, die bestimmte Ereignisse ankündigen, richtig zu deuten (z.B. bevorstehende Fütterung, das Nach-Hause-Kommen des Menschen oder das Hereinbringen der Transportbox, was auf einen möglichen Tierarztbesuch hindeuten könnte.)

Durch andere, wichtige Lernprozesse verknüpft eine Katze ihre eigenen Verhaltensweisen mit den direkt folgenden Konsequenzen: Lernen aus guter und schlechter Erfahrung (Lernen am Erfolg) sowie Versuch-und-Irrtum-Lernen wie zum Beispiel in solchen Fällen:

  • "Wenn ich meinen Menschen beim Essen ganz fest ansehe, dann kriege ich auch was ab."
  • "Wenn das Ansehen nichts bringt, und ich rücke ihm auf die Pelle, dann kriege ich doch was ab."
  • "Das Essen selbst von seinem Teller zu stibitzen war keine gute Idee."

Am liebsten lernen Katzen natürlich aus guter Erfahrung – wer nicht? Im Bereich der Katzenerziehung ist die positive Bestärkung durch Lob oder ein Leckerchen immer der des Lernens aus schlechter Erfahrung vorzuziehen. Trotzdem kommt man kaum ohne ein "Nein!" aus, insbesondere dann, wenn es für die Katze gefährlich werden könnte. Absolut tabu ist selbstverständlich Gewalt sowie Geschreie!

Clickertraining für Katzen

Nicht nur bei Hunden, auch bei Katzen ist das Clickertrainig einsetzbar, um positive Verstärkung und somit Lernerfolge zu erzielen. Der Katzenhalter kann dadurch punktgenau eine positive Verstärkung erzielen, wenn die Katze erst einmal weiß, was dieses Geräusch für sie bedeutet.

So läuft das Clickertraining für Katzen ab:

1. Lernziel: mit Clicker klassisch konditionieren

Damit das bisher unbekannte Clickgeräusch zu einem zuverlässigen Signal für die Belohnung wird, muss die Katze beide Reize miteinander verknüpfen. Den geeigneten Zeitpunkt bestimmt hauptsächlich die Katze durch ihre Aufnahmebereitschaft für Infos und Futter. Eine ruhige Atmosphäre ohne Störungen und Ablenkungen unterstützt ihre Lernfähigkeit. So läuft die erste Lernphase ab:

  1. In dieser Lernphase wird – ohne irgendwelche Anforderungen an die Katze – ein Mal geclickt und eine halbe bis zwei Sekunden später ein Leckerli präsentiert bzw. zugeworfen.
  2. Dies wird etwa 30 bis 40 Mal wiederholt (Nicht am Stück, überfüttern Sie Ihre Katze nicht mit Leckerlis! Ziehen Sie die Leckereien von der Tages-Futterration ab und arbeiten Sie am besten mit Trockenfutter).

Wenn Sie nach diesen an ein bis zwei Tagen durchgeführten Übungen einmal hinter dem Rücken Ihrer Kate clicken und diese dreht sich sofort zu Ihnen um, ist das erste Lernziel erreicht – die klassische Konditionierung ist abgeschlossen, die Verknüpfung zwischen Clicker und Belohnung sitzt.

2. Lernziel: operante Konditionierung

Während es für Sie nun heißt, gewünschte Verhaltensweisen Ihrer Katze zu verstärken und "unter Kommando zu stellen", wird Ihre Katze lernen, dass sie das "Click" und damit ihre Erfolge selbst beeinflussen kann.

Für den Anfang wählt man am besten eine sehr leichte Übung, z.B. das "Sitz". Warten Sie einfach, bis Ihre Katze sich zufällig hinsetzt, und clicken Sie genau in dem Moment (einmal), in dem ihr Po den Boden berührt. Sie wird sofort kommen, um ihre Belohnung abzuholen, dafür also wieder aufstehen. Dies ist völlig normal; der "Click" verstärkt und beendet eine Teilübung bzw. das Verhalten.

Die Katze wird sich später wieder hinsetzen, und wieder genau im richtigen Moment ein "Click" bekommen – und die Belohnung. Nach einigen dieser Aktionen wird sie sich spontan und gerne vor Ihren Augen hinsetzen und ihre Belohnung bekommen.

Jetzt können Sie die Anforderungen langsam steigern und einzelne Sekunden Sitzdauer "verlangen", bevor Sie clicken. Wenn die Katze nach dem Hinsetzen sofort wieder aufsteht, wird dies nicht kommentiert, sondern lediglich ignoriert. Nach einigen Versuchen lernt sie daraus, dass Hinsetzen und Sitzenbleiben zu einem angenehmen Erfolg führt – "Click" und Leckerli.

Clicker Katze
Der Clicker kann auch als positive Verstärkung bei Katzen eingesetzt werden.© J.A.-stock.adobe.com

Vorgehensweise bei der operanten Konditionierung

Hier eine detaillierte Vorgehensweise, wie Sie beim Clickertraining vorgehen können:

1. Verhalten formen (shaping)

Zunächst ist es hilfreich, mit einer kleinen Annäherung an die gewünschte Bewegung zufrieden zu sein und diese zu verstärken. Da Ihre Katze am Erfolg lernen soll, müssen Sie ihr diesen auch ermöglichen, damit sie weiter mitspielt. Werden die ersten, richtigen Bewegungsansätze sicher ausgeführt, dann können Sie die Anforderungen langsam steigern. Im Laufe der Übungen entwickelt sich das Verhalten weiter, es wird quasi geformt.

Gerade bei komplexeren Übungen, zum Beispiel dem High Five" (Hand-Pfoten-Schlag) oder "Löwe/Tiger" (Hinsetzen und beide Vorderpfoten hoch), ist das wichtig. Denn während Katzen Verhaltensweisen wie Hinsetzen, Rollen oder Hinlegen oft zufällig zeigen, ist es bei komplexeren Übungen sehr unwahrscheinlich, dass die Katze sie zufällig perfekt ausführt.

Als Beispiel dient hier das Target, ein Stöckchen (z.B. Zeigestock, Essstäbchen), das die Katze mit der Nase oder Pfote berühren soll. Es ist später hervorragend zum "Dirigieren" oder Locken der Katze geeignet:

  • Zuerst hält man das Target einige Zentimeter vor die Nase der Katze. Neugierig wird sie sich nähern – und ein "Click" bekommen.
  • Nach einigen Wiederholungen soll das Target tatsächlich mit der Nase berührt werden.
  • Funktioniert dies sicher, üben Sie anschließend längere Berührungen.
  • Jetzt wird die Position des Targets verändert, sodass die Katze sich für einen Erfolg bewegen muss; zuerst nur ein bis zwei Schritte, bei sicheren Erfolgen langsam mehr.

2. Einführung eines Signals/Kommandos

Wenn das gewünschte Verhalten bei Ihrer Katze sicher und richtig funktioniert, können Sie unmittelbar davor ein Kommando, zum Beispiel "Sitz", "Touch" oder "Tipp" geben, für dessen Ausführung wieder ein "Click" kommt. Nach einigen Wiederholungen wird nicht mehr für spontan gezeigtes Verhalten (z.B. Targetberührung oder Hinsetzen) geclickt, sondern nur noch für aufgefordertes. Die Katze wird sich auch weiterhin ohne vorheriges Signal hinsetzen, wenn ihr danach ist, dafür dann aber keine Belohnung bekommen.

Wenn Sie explizit die Targetberührung der Katzennase mit dem verbalen Signal koppeln, können Sie das Target ohne "Kommando" als reines "Bitte-folgen-Schild" einsetzen. Das "Tipp" kündigt dann den gewünschten Nasenkontakt zum Target und das Ende der Übung an.

3. Generalisieren/Verallgemeinern

Katzen lernen sehr leicht, wenn die umgebenden Bedingungen möglichst gleich bleiben. Wenn Sie die Übungen bisher also nur in der Küche und vor der Katze stehend geübt haben, sind "Sitz" und "Tipp" dort schnell sicher abrufbar. Jetzt soll die Katze noch lernen, dass dies auch gilt, wenn Sie zum Beispiel vor oder neben ihr hocken, knien, sich über sie beugen oder sich einen Meter entfernt von ihr aufhalten. Und auch, dass sie an anderen Orten, Zimmern, Möbeln, und zu anderen Tageszeiten auf Ihr Signal hin die Chance hat, sich eine Belohnung zu verdienen. Erhöhen Sie die Anforderungen langsam: Werden Sie nicht zum Futterautomaten für immer dieselbe Ausführung, aber gestalten Sie die Aufgaben jeweils lösbar.

Clicker "ausschleichen"

Wenn die Katze eine Übung zuverlässig und überall auf das Signal hin ausführt, kann der Clicker "ausgeschlichen" werden, das heißt es wird nun nicht mehr jedes Mal für eine gelungene Übung geclickt, sondern zwischendurch nur verbal oder nur mit Leckerchen gelobt. So wird der Clicker bald gar nicht mehr benötigt.

"Ein Herz für Tiere" – Die neue Ausgabe jetzt bestellen
Aktuelle Meldungen aus der Tierwelt
Großer Haustierratgeber
Mensch & Tier
Wildes Tierleben
Spannende Unterhaltung
EHfT03_150_dpi.jpg