Europäische Wildkatze
Die Europäische Wildkatze ist Waldbewohner, Jäger und kommt auch in Deutschland vor. In diesem Steckbrief erfahren Sie alles zu Aussehen, Lebensweise, den Unterschieden zur Hauskatze und wo sie die Wildkatze beobachten können.
Merkmale der Europäischen Wildkatze
Europäische Wildkatzen sind mittelgroße Raubtiere mit einer Schulterhöhe von circa 40 cm. Sie haben einen robusten Körperbau mit kräftigen Gliedmaßen und einem buschigen Schwanz, der am Ende stumpf und schwarz ist.
Das Fell der Wildkatzen ist meist gelbbraun bis rotbraun gefärbt und mit einer verwaschenen Tigerzeichnung, wodurch sie in ihrem Lebensraum gut getarnt sind. Sie haben lange, spitz zulaufende Ohren mit schwarzen Ohrspitzen, die ihnen ein charakteristisches Aussehen verleihen.
Obwohl sie ähnlich aussehen, haben Wildkatzen ein anderes Verhalten, leben eigenständiger als Hauskatzen und sind erfahrene Jäger, die in freier Wildbahn leben.
Europäische Wildkatze: Lebensweise
Der Lebensraum der Europäischen Wildkatzen ist strukturreicher Laub- und Mischwald. Hier leben die Beutetiere der Wildkatze, wozu Mäuse, Kaninchen, Frösche, Kleinvögel und Insekten zählen. Die Waldbewohner wandern über Flussufer und Waldwege aber auch bis in unsere Kulturlandschaft, solange sie dort Deckung finden können.
Wildkatzen sind Einzelgänger und wandern viel umher. Männliche Katzen haben dabei größere Streifgebiete (1.500 - 3.000 Hektar) als weibliche Wildkatzen (nur 300 – 800 Hektar), die ihr Revier noch stärker von anderen Artgenossen abgrenzen.
Europäische Wildkatzen sind außerdem nachtaktiv. Tagsüber schlafen sie in Baumhöhlen, hohlen Baumstämmen, Felsspalten, Erdbauten von Dachs und Fuchs oder verästelten Baumkronen, wenn sie diese leicht erreichen können. Ab Sonnenuntergang beginnt dann die Jagd und sie beginnen umherzustreifen.
Wie erkennt man eine Wildkatze?
Europäische Wildkatzen sind kaum größer als Hauskatzen und können durchaus mit wildfarbenen Hauskatzen verwechselt werden. Dennoch gibt es einige Merkmale anhand derer man sie von Hauskatzen unterscheiden kann.
Unterschiede zu Hauskatzen
Anhand dieser Eigenschaften lässt sich eine Wildkatze erkennen:
- Kräftiger, massiger Körperbau
- Verwaschene, kaum sichtbare Tigermusterung
- Buschiger Schwanz mit stupfem Ende und wenigen Ringen
- Aalstrich auf dem Rücken endet an der Schwanzwurzel
- Verhalten: sehr scheu und meidet Menschen
Baby der Europäische Wildkatze: Verwechslungsgefahr
Sehr junge Europäische Wildkatzen haben oftmals noch eine starke Tigerzeichnung und sehen jungen, wildfarbenen Hauskatzen deshalb oftmals noch sehr ähnlich.
Besonders im Mai sind die kleinen Wildkätzchen unterwegs und machen ihre ersten Ausflüge. Dabei kann es zur Verwechslung mit ausgesetzten Hauskatzen kommen, woraufhin sie dann mit fürsorglicher Absicht ins Tierheim gebracht werden.
So werden die jungen Wildkatzen von ihrer Mutter getrennt. Die Kitten der Wildkatze sind nämlich nicht alleine, sondern die Mutter ist nur auf der Jagd nach Futter und kommt zu ihnen zurück. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) warnt deshalb davor die Kätzchen mitzunehmen oder anzufassen, damit die Mutterkatze nicht irritiert wird.
Wildkatze in Deutschland
Die Europäische Wildkatze war lange Zeit sogar vom Aussterben bedroht. Naturschützer, Wissenschaftler und Forscher kümmern sich seitdem darum die Bestände und die Verbreitung der Wildkatzen wieder zu erweitern.
Seit 2011 führt der BUND Erhebungen zum Wildkatzenvorkommen und ihren Verbreitungsgebieten durch. Laut diesen wachsen die Bestände aber wieder und es deuten sogar Neufunde auf die weitere Ausbreitung der Wildkatze hin.
Der Gesamtbestand der Europäischen Wildkatze wird für Deutschland laut dem aktuellsten Monitoring 2019/2020 auf 5.000 bis 7.000 Tiere geschätzt. Von stabilen Populationsgrößen ist man aber noch weit entfernt. Es gibt außerdem jede Menge Ausbreitungsbarrieren, wie Straßen und Siedlungen, die Wildkatzen nur schwer überwinden können.
Wo gibt es Wildkatzen in Deutschland?
Vor 200 Jahren lebten Europäische Wildkatzen noch in ganz Deutschland. Heute findet man sie nur noch in mittel- und süddeutschen Ländern.
Es konnten besonders hohe Bestandszahlen an Wildkatzen in den großen Wäldern im Westen, also im Gebiet um Eifel, Hunsrück, Pfalz, sowie in Mitteldeutschlandbei Leine-Weser, Harz, Hainich festgestellt werden. Vereinzelte Nachweise von Wildkatzen gab es mittlerweile auch in Nord- und Mittelbayern, sowie in Sachsen.
Wildkatze in Deutschland: Das müssen Sie beachten
Europäische Wildkatzen sind scheu, zurückhaltend und meiden den Kontakt zu Menschen. Wenn Sie doch einer Wildkatze begegnen, sollten Sie einige Dinge beachten:
- Lebensraum nicht stören: wenn Menschen zu nahe kommen, kann es sein, dass Wildkatzen nicht zu ihren Verstecken oder Wurfplätzen zurückkehren
- Nicht anfassen: Wildkatzen wollen nicht berührt werden, weshalb Sie Abstand halten sollten
- Wildkatzenbabys nicht mitnehmen oder ins Tierheim bringen: die Katzenmutter lässt ihre Jungen nur während der Jagd kurz alleine
- Anlaufstellen: Verletzte Wildkatzen können beim BUND oder einer Naturschutzbehörde abgegeben werden
- Haltung nicht möglich: es ist verboten Wildkatzen zu halten
Europäische Wildkatze: Ausflugstipp
Weil Europäische Wildkatzen sehr scheu sind und Menschen meiden ist es schwer sie in freier Wildbahn zu sehen.
Im Wildkatzendorf in Hütscherodain Thüringen können Sie die Wildkatzen von Aussichtstürmen in naturnah gestalteten Gehegen beobachten, auf Schleichpfaden durch den Wildkatzenwald wandern und lernen, wieso sie so faszinierend sind.
Das Wildkatzendorf ist Teil des Projekts „Rettungsnetz Wildkatze“ vom BUND und dient dem Verständnis und der Unterstützung für ihr Vorhaben, Wildkatzen auch dort wieder ansiedeln zu können, wo sie ausgestorben sind.