Nachwuchs im Deguheim

Junge Degus sind sicherlich sehr süß. Dennoch muss man sich im Vorfeld einige Gedanken machen.

So süß Degu-Nachwuchs auch sein mag, den Beginn einer Zucht sollten Sie sich gut überlegen. Als verantwortungsbewusster Halter, dem Gesundheit und Zukunft seiner Tiere am Herzen liegen, sollten Sie sich im Vorfeld mit dem Ernstfall auseinandersetzen. Es mag zwar einfach erscheinen, Nachwuchs im Degu-Heim zu bekommen, Sie müssen sich aber damit befassen, wo der Nachwuchs später untergebracht werden kann. Leider gibt es in den Tierheimen schon viel zu viele Degus, sodass Sie nicht unüberlegt weitere Tiere "produzieren" sollten. Und bedenken Sie: Ein gutes Zuhause für Ihren Degu-Nachwuchs zu finden ist alles andere als einfach!

Haben Sie die Frage des weiteren Verbleibs geklärt – dies kann auch bedeuten, dass Sie den Nachwuchs behalten –, steht einer Zucht aber nichts im Wege. Es ist immer wieder ein erhebendes Gefühl, das Aufwachsen junger Degus zu beobachten. Für eine Zucht spricht auch, dass die Aufzucht von Jungtieren zum natürlichen Bedürfnis der Tiere nach Fortpflanzung und somit zur artgerechten Haltung beiträgt. Neben der Platzfrage muss aber auch an den Mehraufwand an Pflege und Betreuung gedacht werden. So muss das Gehege häufiger gereinigt werden. Außerdem benötigen trächtige oder säugende Weibchen eine intensive Beobachtung, um bei eventuell auftretenden Komplikationen sofort eingreifen zu können. Nur wenn Sie dazu bereit sind, sollten Sie Nachwuchs zulassen.

Auswahl der Zuchttiere

Für eine erfolgreiche Zucht benötigen Sie ein gesundes gemischtgeschlechtliches Paar. Dies klingt banal, aber bei der Auswahl der Zuchttiere muss äußerste Sorgfalt angewandt werden. So dürfen nur gesunde und unverwandte Tiere verpaart werden, um Erbkrankheiten oder Inzuchtschäden bei den Nachkommen zu vermeiden. Ein besonderes Augenmerk muss dabei dem Thema Diabetes gewidmet sein. Dass Degus zu Diabetes neigen, ist allgemein bekannt; nicht ohne Grund werden die Tiere auch in der Diabetesforschung eingesetzt. Bekannt ist auch der Einfluss von Übergewicht und zuckerhaltiger Ernährung auf den Ausbruch der Erkrankung. Daneben gibt es aber auch eine genetische Komponente. So wird die Veranlagung für Diabetes vererbt. Genau hier gibt es deutliche Unterschiede, denn nicht alle Degus haben die gleiche genetische Disposition für den Ausbruch der Erkrankung. Und so gibt es Zuchtstämme, bei denen das Problem kaum auftritt, während andere sehr anfällig sind und zudem auch vermehrt zur Linsentrübung neigen, die meist eine Folgeerscheinung der Diabetes ist. Erwerben Sie deshalb zur Zucht nur Tiere aus nachweislich gesunden Stämmen, in denen Diabetes bei artgerechter Ernährung nicht auftritt.

Geschlechtsreife und Paarung

Degu-Männchen sind ab einem Alter von drei Monaten geschlechtsreif, die meisten Weibchen etwa einen Monat früher, wobei es auch Ausnahmen geben kann. Während männliche Degus nach Eintritt der Geschlechtsreife bis zum Lebensende für Nachwuchs sorgen können, lässt bei Weibchen die Fortpflanzungsfähigkeit mit rund vierienhalb Jahren meist nach. In ihrer Heimat pflanzen sich Degus, je nach Lebensraum (Nord- oder Südchile), nur von Februar bis April und von September bis Oktober fort, wobei sie maximal zwei Würfe bringen. In menschlicher Obhut können Degus hingegen bis zu vier Mal im Jahr werfen, wobei die Wurfgröße von einem bis zu zehn Jungtieren pro Wurf variieren kann (meist werden aber drei bis sechs Junge geboren). Ein Degu-Weibchen kann also pro Jahr bis zu 40 Jungtiere bekommen. Alle zwei bis drei Wochen sind die Weibchen paarungsbereit, die Schwankungen im Zyklus können durch Änderungen in der Ernährung, aber auch durch Stress entstehen. 

Ist das Weibchen paarungsbereit, versucht das Männchen, begleitet von Trillern und Beknabbern, aufzureiten, wobei es vor lauter Erregung mit dem Schwanz wedelt. Ist der Deckakt erfolgt, lecken sich die Tiere anschließend die Genitalien sauber. War die Paarung erfolgreich und das Weibchen hat aufgenommen, müssen Sie auf eine ausreichende Versorgung des trächtigen Tieres mit Eiweiß achten. Auch sollte der Stress in dieser Zeit für die Tiere minimiert werden. Der Beginn einer Trächtigkeit ist meist nicht zu erkennen, da sich die meisten Weibchen zu diesem Zeitpunkt vollkommen normal verhalten. Erst zum Ende der Trächtigkeit werden manche Weibchen nervöser und bauen fleißig am Nest. Meist halten sie dann auch mehr Abstand zur Gruppe. Jetzt erkennt man auch am vergrößerten Bauchumfang, dass Nachwuchs ansteht. Aber Vorsicht: Bei kleinen Würfen nimmt der Bauchumfang des Weibchen kaum zu, sodass die Geburt der Jungen oft eine echte Überraschung ist. 

Normalerweise gibt es in der Gruppe keine Probleme. Die anderen Tiere, egal ob Männchen oder Weibchen, versorgen den Nachwuchs häufig rührend mit. Eine Trennung ist jedoch dann sinnvoll, wenn noch unkastrierte Männchen im Käfig sind und das Weibchen nicht gleich nach der Geburt wieder gedeckt werden soll.  

Geburt und Entwicklung

Die Tragzeit beträgt bei Degus etwa drei Monate, was für kleine Säuger relativ lange ist. Dafür kommen die Jungtiere bereits weit entwickelt auf die Welt, das heißt, sie können bereits laufen, haben Fell, und die Augen sind bereits geöffnet oder öffnen sich langsam ganz. Pro Wurf werden im Normalfall drei bis sechs Jungtiere geboren, in seltenen Fällen können es sogar bis zu zehn sein. In der ersten Woche sollten Sie das Nest nur kontrollieren, wenn es unbedingt nötig ist. Es reicht vollkommen aus, die Tiere zu beobachten und nur im Notfall oder wenn etwas ungewöhnlich erscheint einzugreifen. 

Junge Degus sind sehr verspielt; schon im Alter von zwei bis drei Tagen beginnen sie, die Umgebung des Nestes zu erkunden. Ab der zweiten Woche nehmen die Jungtiere dann auch vermehrt festes Futter auf. Mit vier Wochen werden die Kleinen dann langsam von der Mutter entwöhnt, mit sechs Wochen sind sie normalerweise selbstständig. Dennoch sollten Sie die Jungtiere auf keinen Fall zu früh von der Mutter zu trennen, da ansonsten wesentliche Kenntnisse über soziale Umgangsformen noch nicht erlernt wurden. Solche Tiere entwickeln sich später oft zu aggressiven Einzelgängern, die nur schwer zu vergesellschaften sind.

Geschlechtsbestimmung

Die Geschlechtsbestimmung ist bei Degus mit ein wenig Erfahrung selbst bei Jungtieren nicht sehr schwer. Beim weiblichen Degu beträgt der Abstand zwischen Harnröhrenzapfen (der von einigen Laien manchmal fälschlicherweise als Penis bezeichnet wird) und After nur wenige Millimeter, beim Männchen liegt dagegen etwa ein Zentimeter dazwischen. Bei genauerem Hinsehen kann man auch die Scheidenöffnung bei den Weibchen erkennen, die quer unter dem Harnröhrenzapfen liegt. Sie ist allerdings außerhalb des Östrus fest verschlossen. Zahme Degus können Sie zur Geschlechtsbestimmung ganz einfach in die Hand nehmen und auf den Rücken drehen, bei weniger zahmen Tieren stößt dies aber auf Gegenwehr. Bei scheuen Degus empfiehlt sich daher ein Behälter mit durchsichtigem Boden, in den man den Degu setzt. (zum Beispiel eine Faunabox). Durch den durchsichtigen Boden kann man nun das Geschlecht problemlos bestimmen. (Ralf Sistermann)Haltung:

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