Hundebiss und Schmerzensgeld – Wer haftet und welche Ansprüche bestehen?

​Ein Hundebiss kann nicht nur körperliche Schmerzen verursachen, sondern auch rechtliche und finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen. Erfahren Sie alles Wichtige über Haftung und Ansprüche im Falle eines Hundebisses.

Hund versucht, eine Frau in die Hand zu beißen
© Fercast/Shutterstock

​Ein Hundebiss kann schnell passieren – sei es durch einen unglücklichen Vorfall auf einem Spaziergang oder eine unerwartete Reaktion eines Hundes. Doch wer trägt die Verantwortung, wenn ein Hund zubeißt? Welche Ansprüche haben die Betroffenen? Und wie kann man sich im Ernstfall am besten verhalten? Hier finden Sie alle wichtigen Informationen rund um das Thema Hundebiss, Haftung und Schmerzensgeld.

Inhaltsüberblick:

Wer haftet bei einem Hundebiss?

Hundehalter:innen haften in Deutschland grundsätzlich für alle Schäden, die ihr Hund verursacht. Das bedeutet, dass sie auch dann verantwortlich sind, wenn ihr Tier einen Menschen oder ein anderes Tier beißt. Diese sogenannte Gefährdungshaftung, die im Bürgerlichen Gesetzbuch (§ 833 BGB) verankert ist, greift unabhängig davon, ob der Hundehalter oder die Hundehalterin Schuld an dem Vorfall trägt. Selbst wenn die verletzte Person den Hund provoziert hat, bleibt die Haftung in vielen Fällen bestehen. Ein Mitverschulden des Opfers kann jedoch dazu führen, dass die Entschädigungssumme reduziert wird:

  • Verschuldensunabhängige Haftung: Der Hundehalter haftet für Schäden, die durch sein Tier verursacht werden, unabhängig davon, ob ihn ein Verschulden trifft.​
  • Mitverschulden des Geschädigten: Hat die gebissene Person den Hund provoziert oder sich fahrlässig verhalten, kann dies zu einer Minderung oder sogar zum Ausschluss des Schmerzensgeldanspruchs führen.​

Wer hat Anspruch auf Schmerzensgeld nach einem Hundebiss?

Nach einem Hundebiss haben Geschädigte in der Regel Anspruch auf Schmerzensgeld. Neben physischen Verletzungen können auch psychische Belastungen – etwa Angstzustände nach einem Hundebiss – ein Grund für eine Entschädigung sein.

Ein Anspruch auf Schmerzensgeld besteht also, wenn durch den Hundebiss körperliche oder seelische Verletzungen entstanden sind. Die Höhe des Schmerzensgeldes richtet sich nach verschiedenen Faktoren:​

  • Schwere der Verletzung: Tiefe Bisswunden, Nervenschäden oder bleibende Narben führen in der Regel zu höheren Entschädigungen.​
  • Dauer der Behandlung: Lange Heilungsprozesse oder notwendige Operationen können den Schmerzensgeldanspruch erhöhen.​
  • Psychische Belastungen: Traumatische Erlebnisse oder dauerhafte Angstzustände nach dem Vorfall werden ebenfalls berücksichtigt.​

Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Fall individuell bewertet wird und die genannten Faktoren unterschiedlich gewichtet werden können.

Wie hoch ist das Schmerzensgeld nach einem Hundebiss?

Je nach Schwere der Verletzung setzen Gerichte unterschiedliche Summen für Schmerzensgeld an. Gerichtsurteile aus der Vergangenheit geben einen Anhaltspunkt:​

  • Hundebiss im Gesicht: ca. 10.200 € (OLG Celle, 1996)​
  • Verletzungen an Ober- und Unterschenkel mit Nervenschädigung und Narbenbildung: ca. 6.100 € (LG Aachen, 1999)​
  • Schwere Genitalverletzung durch Hundebiss: ca. 51.100 € (OLG Saarbrücken, 1988)​
  • Bissverletzung am rechten Busen sowie an Schulter, Unterarm und Hand: ca. 40.000 € (LG Duisburg, 2006)​

Diese Beispiele verdeutlichen, dass die Schmerzensgeldbeträge stark von der Schwere der Verletzung und den individuellen Umständen abhängen.

Zahlt die Versicherung bei einem Hundebiss?

Ob eine Versicherung für die Folgen eines Hundebisses aufkommt, hängt von der Art der Versicherung ab:​

  • Hundehalter-Haftpflichtversicherung: Diese Versicherung übernimmt in der Regel die Kosten für Personen- und Sachschäden, die durch Ihren Hund verursacht wurden. In vielen Bundesländern Deutschlands ist sie für Hundehalter verpflichtend.​
  • Private Haftpflichtversicherung: Manche Policen decken auch Schäden durch Haustiere ab. Es ist jedoch wichtig, die individuellen Vertragsbedingungen zu prüfen.​
  • Krankenversicherung des Geschädigten: Diese übernimmt die unmittelbaren Behandlungskosten nach einem Hundebiss.​

Bitte beachten Sie: Falls Sie sich mit dem Geschädigten außergerichtlich auf eine Entschädigung einigen, sollten Sie Ihre Versicherung unbedingt vorher informieren. Andernfalls ist sie nicht an die Abmachung gebunden.

Es ist ratsam, die eigenen Versicherungsbedingungen zu überprüfen und gegebenenfalls eine Hundehalter-Haftpflichtversicherung abzuschließen, um im Schadensfall abgesichert zu sein.​

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Was tun nach einem Hundebiss?

Ein Hundebiss kann nicht nur schmerzhaft sein, sondern auch Infektionen verursachen. Deshalb sollten Sie im Falle eines Hundebisses sofort handeln und folgende Schritte unternehmen:

  • Wunde versorgen: Reinigen Sie die Verletzung gründlich und desinfizieren Sie sie, um Infektionen vorzubeugen.​
  • Ärztliche Behandlung: Suchen Sie umgehend einen Arzt auf, insbesondere bei tiefen oder stark blutenden Wunden.​
  • Hundehalter identifizieren: Notieren Sie sich die Kontaktdaten des Hundehalters für eventuelle Schadensersatzansprüche.​
  • Zeugen sichern: Falls vorhanden, nehmen Sie die Kontaktdaten von Zeugen auf, die den Vorfall beobachtet haben.​
  • Vorfall melden: Informieren Sie das zuständige Ordnungsamt oder die Polizei über den Vorfall, insbesondere wenn der Hund bereits auffällig war.​
  • Dokumentation: Halten Sie den Verlauf der Verletzung mit Fotos fest und bewahren Sie alle medizinischen Unterlagen auf.​
  • Rechtsberatung: Konsultieren Sie einen Anwalt, um Ihre Ansprüche auf Schmerzensgeld und Schadensersatz prüfen zu lassen.​

Ihr Hund wurde gebissen – Welche Rechte haben Sie?

Wenn Ihr Hund von einem anderen Hund gebissen wird, steht Ihnen Schadensersatz zu. Der Halter oder die Halterin des angreifenden Hundes muss die Tierarztkosten übernehmen. Falls Ihr Hund aufgrund der Verletzung Folgeschäden erleidet oder eine spezielle Therapie benötigt, können auch diese Kosten geltend gemacht werden.

Achtung: Schmerzensgeld für Ihren Hund gibt es nicht, da Tiere im deutschen Recht als Sachen gelten. Ein Hundebiss wird daher als Sachbeschädigung betrachtet.

Wenn Ihr eigener Hund Opfer eines Hundebisses wurde, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:

  • Tierarzt aufsuchen: Lassen Sie die Verletzungen Ihres Hundes umgehend behandeln.​
  • Hundehalter des angreifenden Hundes kontaktieren: Tauschen Sie Kontaktdaten aus und klären Sie die Haftungsfrage.​
  • Zeugen und Beweise sichern: Notieren Sie Aussagen von Zeugen und dokumentieren Sie die Verletzungen Ihres Hundes.​
  • Schadensersatzansprüche prüfen: Lassen Sie sich rechtlich beraten, um mögliche Ansprüche geltend zu machen.​
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So verhindern Sie Hundebisse

Die beste Vorsorge ist eine gute Erziehung und Sozialisation Ihres Hundes. Achten Sie darauf, dass Ihr Hund in stressigen Situationen ruhig bleibt und keine Anzeichen von Aggression zeigt. Folgende Maßnahmen können helfen, das Risiko eines Hundebisses zu minimieren:

  • Frühzeitiges Training: Ein gut erzogener Hund lernt frühzeitig, dass Beißen nicht akzeptabel ist. Lesen Sie dazu unseren Artikel Beißhemmung trainieren: So gelingt es
  • Sozialisierung: Lassen Sie Ihren Hund regelmäßig mit anderen Hunden und Menschen interagieren.
  • Aufmerksamkeit im Umgang: Achten Sie auf Anzeichen von Stress oder Angst bei Ihrem Hund. Es ist wichtig, dass Sie die Körpersprache Ihres Hunde richtig interpretieren. Lesen Sie dazu: Körpersprache beim Hund: Die 10 wichtigsten Signale
  • Sichere Umgebung: Halten Sie Ihren Hund an der Leine, wenn unvorhersehbare Situationen auftreten könnten.
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Fazit: Wer haftet bei einem Hundebiss?

Ein Hundebiss kann sowohl für das Opfer als auch für den Hundehalter rechtliche Konsequenzen haben. Während Hundehalter:innen grundsätzlich haften, können Geschädigte Schmerzensgeld und Schadensersatz fordern. Die richtige Versicherung schützt Halter:innen vor finanziellen Folgen. Im Ernstfall sollte der Biss sofort dokumentiert und ärztlich versorgt werden. Prävention und gutes Training sind jedoch die besten Maßnahmen, um Hundebisse von vornherein zu vermeiden.

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