Katzenbiss: Alles zu Behandlung und Risiken
Katzenbisse und Katzenkratzer sind nicht so harmlos, wie sie auf den ersten Blick aussehen. Sie können zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen. Erfahren Sie hier alles über Gefahren, Behandlung und Vorbeugung von Katzenbissen und Katzenkratzern.
Für die meisten Katzenhalter sind Katzenbisse und -kratzer hier und da ganz normal. Katzenbiss und Katzenkratzer dürfen aber nicht auf die leichte Schulter genommen werden, auch wenn sie harmlos aussehen.
- Warum sind Katzenbisse gefährlich?
- Was tun nach einem Katzenbiss?
- Katzenbiss wie lange beobachten?
- Wie groß ist das Risiko für eine Infektion?
- Folgeerkrankungen durch Katzenbisse
- Wie gefährlich sind Katzenkratzer?
- Katzenbisse und Katzenkratzer verhindern
Das macht den Katzenbiss so gefährlich
Meist verspürt man nach einem Katzenbiss oder Katzenkratzer einen deutlichen Schmerz, der aber bald wieder abklingt. Die Wunde blutet kaum und schließt sich schnell wieder.
Genau darin liegt die Gefahr. Frau Dr. Andrea Hollmann ist Tierärztin in München. Mit Tierbissen hat sie häufiger zu tun. Sie erklärt, warum Bisse von Katzen so tückisch sein können:
Katzenbisse müssen behandelt werden
Bei einem Katzenbiss wird die Wunde durch die äußere Unauffälligkeit oft unterschätzt. Bei offenen Verletzungen werden die Bakterien durch die Blutung aus der Wunde geschwemmt.
Nicht so beim Katzenbiss: Hat die Wunde sich aber bereits wieder geschlossen, hat der Körper keine Möglichkeit mehr, Bakterien loszuwerden. Nicht selten entstehen so heftige Infektionen unter der Oberfläche, die sich zudem im Körper ausbreiten können.
Was tun nach einem Katzenbiss?
Wenn Sie von einer Katze gekratzt oder gebissen wurden, sollten Sie Folgendes tun:
- Jede Wunde sofort gründlich reinigen und desinfizieren.
- Sterilen Wundverband anlegen und ruhigstellen, bei tieferen Wunden zeitnah einen Arzt aufsuchen.
- Möglichst Impfstatus und Gesundheitszustand der Katze überprüfen.
- Eigenen Impfschutz überprüfen und auffrischen, wenn nötig.
- Die Wunde aufmerksam beobachten und Veränderungen sofort ärztlich untersuchen lassen.
Bei einem tiefen Biss rät Tierärztin Dr. Hollmann, immer zu einem Arzt zu gehen. Entzündungen können innerhalb weniger Stunden entstehen, und wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden, drohen schwere Komplikationen. Das infizierte Gewebe muss herausgeschnitten werden – je nach Schwere der Infektion unter lokaler Betäubung oder Vollnarkose.
Katzenbiss wie lange beobachten?
"24 Stunden nach dem Biss sollte die Stelle nochmals besonders aufmerksam beobachtet werden", erklärt Dr. Hollmann. In folgenden Fällen sollte man dann umgehend einen Arzt aufsuchen:
wenn erneut Schmerz auftritt, der direkt nach dem Biss in der Regel schnell wieder abklingt |
wenn die Wunde geschwollen ist |
wenn die Wunde eitert |
wenn ein starker Bluterguss erkennbar ist |
wenn ein roter Strich von der Wunde wegzieht - Achtung: Blutvergiftung! |
Katzenbiss: Wie groß ist das Risiko für eine Infektion?
Bis zu 50 Prozent der Katzenbisse infizieren sich, was sie nach Menschenbissen zu der gefährlichsten Art von Bissverletzungen macht. Abhängig ist das Infektionsrisiko von:
- Tiefe der Wunde
- betroffener Körperstelle
- Gesundheitszustand der Katze, die den Biss zugefügt hat
Risiko bei Katzenbissen
Meist entstehen Bissverletzungen durch Katzen an der Hand, die der Katze in einem unpassenden Moment zu nahe gekommen ist. Dort bohren sich die spitzen Zähne schnell bis zu den Sehnen oder Knochen, da diese hier direkt unter der Haut liegen.
Sehnen und Sehnenscheiden sind schlecht durchblutet, deswegen können sich Bakterien unter Umständen vermehren, bevor das Immunsystem des Körpers eingreift. Entlang der Sehnen können Erreger leicht in andere Körperregionen wandern und, wenn sie in die Blutbahn gelangen, im schlimmsten Fall zur Blutvergiftung führen.
Folgeerkrankungen durch Katzenbisse
Ein Katzenbiss kann viele Krankheiten verursachen, auch wenn die Katze selbst nicht an einer schweren Krankheit leidet. Schon kleinere Hygienemängel können bereits einen entscheidenden Unterschied machen. "Hat die Katze zum Beispiel starke Zahnbeläge oder eine Entzündung im Maul, sind deutlich mehr Bakterien im Speichel, die leichter übertragen werden", weiß Tierärztin Dr. Hollmann.
Diese Krankheiten und Gesundheitsschäden drohen durch einen Katzenbiss:
- Blutvergiftung (Sepsis)
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
- Entzündung der Herzinnenhaut (Endokartitis)
- Amputation der betroffenen Gliedmaßen kann nötig werden.
Wenn der Impfschutz der Katze oder des Menschen nicht vollständig ist, drohen weitere Krankheiten wie Tollwut oder Tetanus:
Tollwut | Virus | Nach Biss von unbekanntem Tier (va. im Ausland) Impfberatung durch Arzt dringend notwendig. |
Tetanus | Bakterien | Impfschutz regelmäßig auffrischen |
Wie gefährlich sind Katzenkratzer?
Bei Kratzverletzungen kommt es darauf an, ob sie oberflächlich oder tief sind. Krallen bleiben auch mal hängen und schneiden dadurch sehr tief ein. Dann sind Kratzverletzungen – beim Tier wie auch beim Menschen – genauso gefährlich wie Bisse und sollten ebenso behandelt werden.
Katzenkratzkrankheit: Symptome erkennen
Nach Katzenbissen oder -kratzern kann es in seltenen Fällen zur Katzenkratzkrankheitkommen. Die durch ein Bakterium verursachte Infektion befällt in erster Linie die Lymphknoten und kann von grippeähnlichen Symptomen begleitet werden.
In der Regel heilt die Krankheit von alleine aus, es kann aber zu Komplikationen kommen. Menschen mit einer Immunschwäche sind besonders gefährdet.
Richtige Versorgung von Wunden
Sollte die Katze Sie gekratzt oder gebissen haben, sollten Sie Ihre Wunde schnell versorgen. Hier finden Sie Produkte für die Versorung von Kratz- und Bisswunden:
Katzenbisse und Katzenkratzer verhindern
Um Verletzungen wie Katzenbisse oder Katzenkratzer zu vermeiden, rät Tierärztin Dr. Hollmann auch Haltern zu einem ruhigen und sanften Umgang mit der Katze. Selbst wenn man gestresst oder angespannt ist, sollte man nicht hektisch werden und vor der Katze herumfuchteln. Achten Sie zudem auf die Körpersprache der Katze, also auf ihre Schwanzhaltung und ihre Mimik. Damit kündigt sie ihre Missstimmung bereits vor einem Krallenangriff an.
Katzen, die dauerhaft durch aggressives Verhalten wie Kratzen oder Beißen auffallen, sollten dringend medizinisch untersucht werden. Schmerzen oder Stoffwechselkrankheiten können zu diesem Verhalten führen und müssen ausgeschlossen werden. Besteht das Problem weiterhin, obwohl die Katze körperlich gesund und genügend ausgelastet ist, kann gegebenenfalls ein Tierpsychologe weiterhelfen.