DNA-Tests beim Hund: Was steckt dahinter?

Die Möglichkeit, die Gene von Hunden analysieren zu lassen, ist heute so einfach wie nie zuvor. Mit einem einfachen Wangenabstrich können Halter erfahren, welche Rassen im eigenen Hund stecken – oder ob genetische Risiken für bestimmte Erkrankungen bestehen.

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Ein DNA-Test für Hunde liefert Einblicke in die genetische Gesundheit und Rassenzusammensetzung. Wie aussagekräftig ist er tatsächlich?© stock.adobe/NIKOS

DNA-Tests für Hunde erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Mit einem einfachen Speichelabstrich lassen sich Informationen zur Rasseherkunft und genetischen Gesundheit gewinnen. Anbieter wie FERAGEN bieten entsprechende Kits für Zuhause an – beliebt bei neugierigen Haltern, verantwortungsbewussten Züchtern und Menschen, die gezielt Gesundheitsrisiken vorbeugen möchten. Zwei Hauptfunktionen stehen dabei im Fokus: die Rassebestimmung sowie die Analyse möglicher genetischer Erkrankungen.

Inhaltsverzeichnis:

So funktioniert der DNA-Test beim Hund

Der Ablauf ist unkompliziert: Mit zwei Bürstenstäbchen wird eine Probe aus der Maulschleimhaut des Hundes entnommen – ähnlich einem Corona-Test. Die getrockneten Proben werden ins Labor gesendet. Dort erfolgt eine genetische Analyse, je nach gebuchtem Umfang. Während bei der Rasseanalyse ein Stammbaum erstellt wird, deckt der Gesundheits-Check Mutationen auf, die mit Krankheiten wie Epilepsie, Diabetes oder bestimmten Medikamentenunverträglichkeiten in Verbindung stehen können.

Ein Test-Kit für Zuhause enthält meist zwei Wattestäbchen mit Bürstenkopf. Damit wird für etwa 45 Sekunden ein Abstrich aus der Mundschleimhaut des Hundes genommen – eine Geduldsprobe für das Tier. Anschließend trocknet man die Stäbchen und schickt sie ins Labor.

Die zwei Hauptanwendungsbereiche: Rasse und Gesundheit

Gentests für Hunde werden in der Regel in zwei Varianten angeboten:

  • Rassebestimmung: Zeigt die Zusammensetzung der Hunderassen im Tier auf. Besonders beliebt bei Mischlingen oder bei neugierigen Haltern.
  • Gesundheits-Check: Prüft genetische Mutationen, die das Risiko für Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Augenprobleme erhöhen. Hilft, vorbeugende Maßnahmen im Alltag zu treffen.
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Chancen und Grenzen von Gentests für Hunde

Gentests können ein wertvolles Instrument zur Früherkennung sein – besonders bei monogenetischen Erkrankungen, bei denen einzelne Gendefekte klar definierte Krankheitsbilder hervorrufen, etwa neurologische Störungen oder Hauterkrankungen. Auch in der Hundezucht helfen sie, gesunde Tiere gezielt auszuwählen.

Grenzen bestehen bei komplexen Erkrankungen wie Hüftdysplasie oder Übergewicht, die auf mehrere genetische und äußere Faktoren zurückzuführen sind. Auch die Bestimmung der Rasse liefert bei Mischlingen mit vielen Ahnenlinien oft keine präzisen Ergebnisse. Ein Gentest ist also kein Orakel – sondern ein Baustein im Gesamtbild.

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Gesundheitliche Risiken erkennen – aber mit Vorsicht

Ein Gentest kann Hinweise auf erblich bedingte Krankheiten liefern. Doch die Aussagekraft ist nicht bei allen Erkrankungen gleich stark.

Beispiele für monogenetische Krankheiten mit hoher Prognosekraft:

  • ZNS-Atrophie mit zerebellärer Ataxie
  • Letale Akrodermatitis
  • Medikamentenunverträglichkeiten (z. B. ABCB1-Gen)

Komplexe Erkrankungen mit geringer Vorhersagekraft:

  • Hüftgelenksdysplasie
  • Epilepsie
  • Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht oder Diabetes

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Wie zuverlässig sind DNA-Tests bei Hunden?

Bereits 2018 warnte ein Team um Bioethikerin Lisa Moses (Harvard Medical School), dass die Haustier-Genetik unreguliert sei. Die Gefahr bestehe darin, dass Halter sich auf ungenaue Testergebnisse verlassen und daraus schwerwiegende Konsequenzen ziehen – bis hin zur vorsorglichen Einschläferung.

Auch wenn einzelne Labore verlässliche Ergebnisse liefern, bleibt die Interpretation komplex. Nicht jede genetische Veränderung führt zwangsläufig zu einer Erkrankung. Fachwissen ist nötig, um die Ergebnisse richtig einzuordnen – etwas, das Laien oft schwerfällt.

Auch Tiermediziner mahnen zur Vorsicht: Ohne fachkundige Interpretation könnten Halter falsche Schlüsse ziehen oder unnötige Maßnahmen ergreifen. Besonders bei komplexen Krankheiten ist der genetische Befund nur ein Mosaikstein unter vielen. Bioethiker warnen sogar vor übermäßiger Verunsicherung – und fordern klare Standards für Haustier-Gentests.

Während Tests bei klaren Rassen gute Resultate liefern, stößt die Rassebestimmung bei komplexen Mischlingen – etwa bei Straßenhunden – an ihre Grenzen.

Je mehr Rassen beteiligt sind, desto ungenauer wird das Ergebnis.

DNA-Test beim Hund: Unterschiede zwischen den Labors

Studien und Experten weisen darauf hin, dass die Aussagekraft stark vom Anbieter, der Testtiefe und der Interpretation abhängt. Während manche Labore nur einzelne Genvarianten prüfen, liefern andere umfassendere Analysen. Eine Untersuchung des kanadischen Senders CBC zeigte, dass identische Proben in vier verschiedenen Labors zu vier verschiedenen Ergebnissen führten.

In einem anderen Fall wurde sogar die menschliche DNA einer Hundehalterin analysiert und fälschlich als Bulldogge, Border Collie und Cane Corso klassifiziert.

Fazit: DNA-Tests bei Hunden – sinnvoll mit gesundem Menschenverstand

Gentests für Hunde sind eine moderne Möglichkeit, mehr über Herkunft und potenzielle Gesundheitsrisiken des eigenen Vierbeiners zu erfahren. Sie können helfen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen oder die Haltung individuell anzupassen. Doch absolute Sicherheit liefern sie nicht. Die Ergebnisse sollten immer kritisch hinterfragt und im Zweifel tierärztlich eingeordnet werden. Wer Gentests als ergänzendes Hilfsmittel versteht und nicht als endgültiges Urteil, nutzt ihr Potenzial sinnvoll – im Sinne eines gesunden und langen Hundelebens.

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