Ursache und Behandlung von Epilepsie beim Hund

Etwa 4% aller Hunde leiden an Epilepsie. Ein Anfall kann ohne Vorwarnung auftreten, in der Wohnung, beim Spaziergang oder beim Spiel. Hier erfahren Sie alles über Ursachen, Symptome und Behandlung von Epilepsie bei Hunden.

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Auch Hunde können an Epilepsie erkranken.© Mikkel Bigandt-stock.adobe.com

Epilepsien sind Erkrankungen des Gehirns, die zu immer wiederkehrenden Anfällen mit Muskelkrämpfen führen, da sich Nervenzellen des Großhirns plötzlich entladen. Die epileptischen  Anfälle verlaufen vom Hund zu Hund unterschiedlich. Zugrunde liegt der Erkrankung eine krankhafte Übererregbarkeit der Nervenzellen, die während eines epileptischen Anfalles im Gehirn pausenlos Signale abfeuern und so die Krämpfe verursachen.

Wenn nur ein kleines Hirnareal betroffen ist, spricht man von partieller Epilepsie. Spielen die Nerven hingegen in großen Teilen oder im ganzen Großhirn verrückt, kommt es zu generalisierten Anfällen.

Welche Arten von Epilepsie gibt es?

Die idiopathische Epilepsie ist eine der häufigsten Erkrankungen des Gehirns bei Hunden. Zwischen einem halben und einem Prozent der Hunde in Deutschland sind von dieser Erkrankung betroffen.

Neben der primären idiopathischen Epilepsie, deren genauen Ursachen noch nicht bekannt sind, gibt es die sekundäre bzw. symptomatische Epilepsie, die von Krankheiten, Stoffwechselstörungen oder Verletzungen des Gehirns verursacht wird.

Ursachen von Epilepsie bei Hunden

Die Ursachen der idiopathischen Epilepsie sind noch weitgehend unbekannt. Bestimmte Rassen, wie z.B. der Australian Shepherd, sind besonders häufig betroffen, sodass bei diesen Tieren wahrscheinlich eine erbliche Veranlagung besteht. Bei einzelnen Rassen, wie beispielsweise dem Lagotto Romagnolo, konnten bereits Gentests zum Nachweis für eine erbliche idiopathische Epilepsie entwickelt werden, allerdings nicht für Australian Shepherds.

Epileptischer Anfall: Symptome von Epilepsie bei Hunden

Ein epileptischer Anfall beginnt meist ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Folgende Verhaltensweisen und Symptome können dabei auftreten:

  • gestörtes Bewusstsein bis zur Bewusstlosigkeit
  • Der Hund stürzt plötzlich um und krampft (Muskelzuckungen/ Muskelstarren).

In der Krampfphase beobachtet man zusätzlich:

  • Bellen
  • Speicheln
  • Abgang von Kot und Harn
  • Kau- und Laufbewegungen
  • zeitweises Aussetzen der Atmung

Die Dauer eines solchen Anfalls liegt meist um die zwei Minuten, allerhöchstens fünf. Nach einem Anfall verhalten sich einige Hunde völlig normal. Andere aber leiden noch Stunden später unter Problemen wie Desorientiertheit, Umherirren, abnormem Hunger, Teilnahmslosigkeit, steifen Bewegungen oder sie sind sogar aggressiv.

Gehen mehrere Krampfanfälle ineinander über, liegt der lebensbedrohliche "Status epilepticus" vor. In diesem Fall müssen Sie sofort einen Tierarzt aufsuchen! Dies gilt auch für sogenannte Clusteranfälle. Das sind Anfälle, die so schnell hintereinander auftreten, dass sich der Hund zwischen ihnen nicht erholen kann.
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Es wird vermutet, dass es für Epilepsie erbliche Veranlagungen gibt. Australien Shepherds gelten z.B. als besonders anfällig.© Helen Rose Gabriel-stock.adobe.com

Diagnose von Epilepsie bei Hunden

Da es keine Untersuchungen oder Tests gibt, die die idiopathische Epilepsie zweifelsfrei nachweisen können, müssen für eine eindeutige Diagnose erst alle anderen möglichen Anfallsursachen ausgeschlossen werden. Und davon gibt es leider sehr viele:

All diese Erkrankungen können ebenfalls schwere Krampfanfälle hervorrufen. Die Diagnostik der idiopathischen Epilepsie ist folglich vergleichsweise aufwendig.

Halter betroffener Hunde können den Tierarzt bei der Diagnostik jedoch tatkräftig unterstützen, indem sie die Anfälle filmen und genau notieren, was sich vor, während und nach einem Anfall abgespielt hat.

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Die Diagnose von Epilepsie bei Hunden ist relativ zeitaufwendig.© Kadmy-stock.adobe.com

So sollten Sie sich verhalten, wenn Ihr Hund einen epileptischen Anfall hat

Einige Hunde, aber nicht alle, zeigen kurz vor einem Anfall Verhaltensänderungen, die erfahrenen Besitzern als Warnsignale dienen können. Die Besitzer können dann den Hund, noch bevor der Anfall beginnt, an einen sicheren Ort bringen. Doch auch wenn der Anfall überraschend kommt, können Sie Ihrem Hund helfen:

  • Wichtig bei einem Anfall ist, dass Sie versuchen ruhig zu bleiben, denn Ihre Angst kann sich auf Ihren Hund übertragen und den Anfall verschlimmern.
  • Halten Sie das Tier auf keinen Fall fest – es könnte Sie verletzen.
  • In manchen Ratgebern wird empfohlen, dem Hund einen Stock zwischen die Zähne zu schieben, damit er nicht auf die Zunge beißt – das ist falsch. Tatsächlich besteht dabei die Gefahr, das Tier zu verletzen. Versuchen Sie vielmehr, alle Gegenstände, an denen sich der Hund verletzen könnte, weg zu schaffen oder zu polstern.
Handelt es sich um einen längeren Anfall, dann müssen Sie den Hund sofort zum Tierarzt bringen. Vergessen Sie aber nicht, dass Hunde in diesem Zustand unkontrolliert und heftig zubeißen können – versuchen Sie daher sich so gut wie möglich zu schützen.
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Bleiben Sie bei einem epileptischen Anfall Ihres Hunds ruhig und fassen Sie ihn nicht an!© filmbildfabrik-stock.adobe.com

Behandlung von Epilepsie bei Hunden

Während Anfallsursachen wie Infektionen, Parasiten oder Kopfverletzungen durch eine entsprechende Behandlung in vielen Fällen geheilt werden können, ist das bei einer idiopathischen Epilepsie nicht möglich. Liegt eine sekundäre Epilepsie vor, so muss die Grundkrankheit behandelt werden. Die primäre idiopathische Epilepsie muss aber lebenslang behandelt werden. Die Therapie erfolgt mit Medikamenten, die die Anfälle unterdrücken.

Die Auswahl der Arzneimittel und die Ermittlung der Dosierung müssen für jeden Hund individuell erfolgen, denn nicht jedes Medikament wirkt bei jedem Hund. Um die beste Therapie im Einzelfall zu finden, muss der vierbeinige Epileptiker zu Beginn der Behandlung vom Tierarzt engmaschig kontrolliert werden.

Bei einigen Medikamenten kommt es beim Therapiestart häufig zu Nebenwirkungen wie:

  • Müdigkeit
  • Interesselosigkeit
  • Fresssucht
  • Durst
  • gesteigerte Harnbildung

Diese Nebenwirkungen klingen aber meist im weiteren Verlauf der Therapie wieder ab. Falls die Gefahr besteht, dass der Patient trotz der Therapie einen Status epilepticus oder Cluster-Anfälle erleidet, verschreibt der behandelnde Tierarzt für diesen Notfall ein Medikament, das den Anfall unterbricht. Dieses Medikament wird mit einem Klistier anal eingegeben. Der Hund muss anschließend sofort in tierärztliche Behandlung.

Auch bei einem erfolgreich eingestellten Hund muss die Therapie von regelmäßigen tierärztlichen Untersuchungen begleitet werden. Die Abstände zwischen den nötigen Tierarztbesuchen und die Art der Untersuchungen hängen einerseits vom gesundheitlichen Zustand des Hundes und andererseits von den verwendeten Medikamenten ab.

Bei den meisten Hunden kann die Therapie die Anfälle erfolgreich unterdrücken, sodass die Anfälle entweder gar nicht mehr oder deutlich seltener auftreten als zuvor. Bei etwa 20 Prozent der vierbeinigen Epileptiker schlagen die klassische Therapien nicht zufriedenstellend an. Andere Hunde vertragen die bei ihnen wirksamen Medikamente nicht. Um auch diesen Tieren in Zukunft helfen zu können, suchen auf Neurologie spezialisierte Tierärzte an mehreren veterinärmedizinischen Universitäten intensiv nach neuen therapeutischen Ansatzpunkten.

Sehr wichtig für den Erfolg der Therapie ist, dass der Hund seine Tabletten regelmäßig immer zur gleichen Zeit erhält, denn sobald der Wirkstoffspiegel im Blut absinkt, kann es wieder zu Anfällen kommen. Darüber wird Sie aber Ihr Tierarzt für Ihr individuelles Medikament genauestens aufklären.

Dank der täglichen Tabletten, einer kleinen Portion Glück und der liebevollen Pflege ihrer Menschen können viele Hunde trotz Epilepsie wieder ein ganz normales, aktives Hundeleben führen!

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