Zusatzstoffe im Hundefutter haben ein schlechtes Image – Expertin klärt auf

Künstliche Zusätze in der Ernährung haben ein schlechtes Image. Doch vielfach können sie die Eigenschaften eines Futters verbessern. Und viele Hersteller greifen vermehrt auch auf natürliche Ergänzungsmittel zurück.

Hundefutter wird auf Zusatzstoffe analysiert
© SatawatK/Shutterstock

Zusatzstoffe sind ein fester Bestandteil vieler industriell hergestellter Hundefutter. Sie sichern die Haltbarkeit, stellen eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen sicher, verbessern die Verarbeitungsqualität oder beeinflussen Geschmack und Konsistenz. Dabei sind nicht alle Zusatzstoffe gleich zu bewerten – einige sind notwendig und sinnvoll, andere aus ernährungsphysiologischer Sicht verzichtbar oder kritisch zu betrachten. Anke Jobi, Ernährungsberaterin für Hunde klärt auf.

In den letzten Jahren ist das Bewusstsein der Hundehalter für die Qualität von Hundefutter deutlich gestiegen. Dabei spielen Zusatzstoffe eine zentrale Rolle, weil sie oft als Orientierungshilfe dienen, um die Qualität eines Futters einzuschätzen.

Was sind Zusatzstoffe?

Unter Zusatzstoffen versteht man Stoffe, die einem Futtermittel gezielt zugesetzt werden, um bestimmte Eigenschaften zu erreichen oder zu verbessern. Sie lassen sich grob in drei Gruppen unterteilen: technologische Zusatzstoffe (z. B. Konservierungsmittel, Emulgatoren), ernährungsphysiologische Zusatzstoffe (z. B. Vitamine, Mineralstoffe) und sensorische Zusatzstoffe (z. B. Farb- und Aromastoffe).

Die Verwendung solcher Zusätze ist streng reguliert. Alle in der EU zugelassenen Zusatzstoffe müssen gesundheitlich unbedenklich sein und eine technologische oder ernährungsphysiologische Notwendigkeit erfüllen. Ihre Zulassung erfolgt nach einer wissenschaftlichen Bewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).

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Wichtige Zusatzstoffgruppen und ihre Funktionen:

1. Konservierungsstoffe und Antioxidantien

Konservierungsstoffe verhindern mikrobiellen Verderb und verlängern die Haltbarkeit, Antioxidantien schützen empfindliche Fette vor Oxidation. Heute werden meist natürliche Antioxidantien wie Tocopherole (Vitamin E), Ascorbinsäure (Vitamin C), Rosmarin-Extrakt oder Zitronensäure verwendet. Künstliche Konservierungsstoffe wie BHA (Butylhydroxyanisol), BHT (Butylhydroxytoluol) und Ethoxyquin werden dagegen nur noch selten verwendet. Ethoxyquin ist in der EU seit 2017 verboten, kann aber in Importfuttermitteln vorkommen. Antioxidantien können auch antioxidative Wirkungen im Körper des Hundes entfalten, indem sie freie Radikale neutralisieren.

2. Verdickungs- und Geliermittel, Emulgatoren

Diese Zusatzstoffe verbessern insbesondere in Feuchtfutter die Textur, verhindern Entmischung und sorgen für eine gleichmäßige Konsistenz. Typische Beispiele sind Johannisbrotkernmehl, Guarkernmehl, Cassia Gum, Pektin, Tapiokastärke oder Xanthan. Viele dieser Stoffe sind natürlichen Ursprungs und liefern gleichzeitig Ballaststoffe. In moderaten Mengen erfüllen sie eine sinnvolle Funktion, in übermäßigen Mengen können sie aber kritisch gesehen werden.

3. Aromastoffe und Geschmacksverstärker

Aromen verbessern Geruch und Geschmack des Futters. Natürliche Aromen wie Fleischextrakte, Kräuter oder Hefeextrakte gelten als verträglicher als künstliche Aromastoffe oder klassische Geschmacksverstärker wie Mononatriumglutamat (MSG). Hydrolysiertes Protein kann als natürlicher Geschmacksverstärker eingesetzt werden, um die Akzeptanz und Schmackhaftigkeit des Futters zu steigern, insbesondere wenn minderwertige Rohstoffe verarbeitet wurden. Neben diesem Einsatz als sensorischer Zusatzstoff wird es aber auch durchaus sinnvoll in hypoallergenem Futter verwendet, wo es vom Immunsystem des Hundes nicht mehr als Allergen erkannt wird. Aufgesprühte Fette wie Geflügelfett oder Fischöl steigern ebenfalls die Akzeptanz und erhöhen den Energiegehalt des Futters.

4. Farbstoffe

Farbstoffe spielen für Hunde keine Rolle, da sie einerseits Farben nur eingeschränkt wahrnehmen können und sich andererseits vorrangig mit der Nase orientieren. Sie werden ausschließlich aus Marketinggründen eingesetzt, um das Futter für den Menschen optisch ansprechender zu machen.

5. Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe

Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Aminosäuren sind für eine ausgewogene Ernährung unverzichtbar. Da bei der Verarbeitung von Fertigfutter natürliche Nährstoffe teilweise verloren gehen, werden sie gezielt ergänzt. Natürlich gewonnene Zusätze haben oft eine bessere Bioverfügbarkeit, synthetische sind stabiler und genauer dosierbar. Überdosierungen, z. B. bei Vitamin A, D oder Calcium, können gesundheitliche Risiken bergen und müssen daher ebenso vermieden werden wie Unterdosierungen.

6. Probiotika und Präbiotika

Probiotische Mikroorganismen wie Enterococcus faecium und präbiotische Ballaststoffe wie Fructooligosaccharide (FOS) oder Mannanoligosaccharide (MOS) fördern die Darmgesundheit und können vor allem bei Hunden mit empfindlichem Verdauungstrakt unterstützend wirken.

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Zusatzstoffe unterscheiden sich stark in ihrer ernährungsphysiologischen Bedeutung. Sinnvoll und oft auch unverzichtbar sind vor allem Vitamine, Mineralstoffe oder bestimmte funktionelle Zusätze wie Omega-3-Fettsäuren, Glucosamin und Chondroitinsulfat, die beispielsweise die Gelenkgesundheit unterstützen. Überflüssig sind Zusätze wie Farbstoffe oder bestimmte Aromastoffe sowie zugesetzter Zucker, der vor allem in Snacks und Leckerlis vorkommt. Zucker wird nicht nur als Geschmacksstoff, sondern auch als Feuchthaltemittel oder zur Bräunung eingesetzt, ist aber für Hunde entbehrlich und kann zur Entstehung von Übergewicht beitragen.

Ein erkennbarer Trend ist der Einsatz natürlicher Antioxidantien wie Rosmarin- oder Grüntee-Extrakt, die zunehmend als Ersatz für künstliche Konservierungsstoffe verwendet werden.

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Deklaration der Zusatzstoffe

In der EU müssen Zusatzstoffe auf der Verpackung mit ihrer Funktionsklasse und oft auch mit Namen oder E-Nummer angegeben werden. So können Verbraucher nachvollziehen, welche Stoffe zugesetzt wurden, etwa Konservierungsstoffe, Antioxidantien oder ernährungsphysiologische Zusätze wie Vitamine und Spurenelemente. Wichtig ist außerdem zu unterscheiden, ob ernährungsphysiologisch notwendige Nährstoffe ausschließlich aus den Rohzutaten stammen oder ob sie zusätzlich als synthetische Zusätze ergänzt wurden. Produkte ohne synthetische Zusätze setzen eine sehr hohe Rohstoffqualität voraus, um alle Nährstoffe zu liefern.

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Besonderheiten

Futter ohne ernährungsphysiologische Zusatzstoffe wird oft als „natürlich“ oder „clean label“ vermarktet. Hier stammen alle Nährstoffe aus den verwendeten Rohstoffen (z. B. Fleisch, Gemüse, Kräuter), ohne künstliche Ergänzung. Vor allem bei Alleinfuttern muss aber sorgfältig geprüft werden, ob wirklich alle Nährstoffe abgedeckt sind.

Fazit

Zusatzstoffe im Hundefutter sind nicht pauschal zu bewerten. Entscheidend ist, welche Funktion sie erfüllen und in welchem Kontext sie eingesetzt werden. Die Futtermittelindustrie entwickelt sich weiter in Richtung natürlicher Alternativen und transparenter Deklaration. Für Hundehalter bedeutet das: Genaues Hinschauen lohnt sich. Wer die Zutatenliste kritisch prüft und sich im Zweifel beraten lässt, kann eine Fütterung sicherstellen, die nicht nur den Napf füllt, sondern auch die Gesundheit des Hundes langfristig unterstützt.

Über die Autorin: Anke Jobi arbeitet als zertifizierte Ernährungsberaterin für Hunde. In ihrem Blog schreibt sie über nachhaltige Tiernahrung: www.dog-feeding.de

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