Geruchssymptome bei Hunden: Wie der Geruch des Vierbeiners Krankheiten entlarvt

Wenn Sie als Besitzer plötzlich und ohne erkennbaren Grund eine neue Duftnote bei Ihrem Vierbeiner wahrnehmen, könnte eine Krankheit dahinterstecken.

Geruchssymptome bei Hunden Wie der Duft deines Vierbeiners dich vor Krankheiten warnen kann
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Viele Krankheiten verändern den Stoffwechsel des Organismus. Dabei verändert sich bereits früh der Geruch der Erkrankten. Mit ihrer feinen Nase können Hunde die typischen Duftnoten bestimmter Krankheiten beim Menschen erkennen und so bei der Diagnose und Früherkennung dieser Krankheiten behilflich sein. Mittlerweile gibt es auch speziell trainierte Hunde, die Alarm schlagen, wenn sie riechen, dass sich der Blutzuckerspiegel ihres zuckerkranken Besitzers verändert oder ein Anfall bei ihrem epilepsiekranken Menschen im Anzug ist.

Meist sind die Geruchsveränderungen durch Krankheiten so schwach, dass Menschen sie mit ihrem eher schlechten Geruchssinn nicht wahrnehmen. Dennoch sollten Hundebesitzer den Gesundheitszustand ihres Vierbeiners nicht nur mit Augen, Ohren und Händen kontrollieren, sondern auch mit der Nase und regelmäßig bewusst an ihrem Vierbeiner schnuppern. Wer das macht, lernt den normalen Körpergeruch seines Schützlings kennen und kann aus seiner Erfahrung heraus harmlose von gesundheitlich bedeutenden Geruchsveränderungen besser unterscheiden.

Der individuelle Geruch

Die meisten Menschen empfinden den typischen Hundegeruch als nicht wohlriechend. Die meisten Hundebesitzer gewöhnen sich jedoch an den individuellen Duft ihres Vierbeiners und nehmen ihn nur noch im Ausnahmefall wahr, z. B. wenn ihr durchnässter Hund beim Trocknen vor sich hin müffelt. Ein anderer Hund als der eigene kann jedoch auch für einen Hundebesitzer stinken, denn der persönliche Körpergeruch unterscheidet sich von Tier zu Tier erheblich.

Der individuelle Eigengeruch des Hundes hängt von seinem Hauttyp, seiner Fellbeschaffenheit, den Duftdrüsen und Schweißdrüsen sowie von seinem Mikrobiom ab. Mit Mikrobiom bezeichnet man die Lebensgemeinschaft von Kleinstlebewesen, die auf und im Körper eines Hundes lebt. Die winzigen Bewohner des Hundekörpers erfüllen lebenswichtige Aufgaben für ihren großen Wirt. Sie stärken unter anderem seine Abwehrkräfte, bilden Vitamine und unterstützen seine Verdauung. Bei ihrer Arbeit bilden die Mikroorganismen verschiedene Duftstoffe. Dieses Duftgemisch gehört zum Eigengeruch des Hundes und ist ebenfalls individuell unterschiedlich.

Mit dem Alter wird der Körpergeruch des Individuums häufig intensiver. Daneben haben die Ernährung und Pflege sowie Lebensstil und -umfeld ebenfalls Einfluss auf den Körpergeruch des Hundes. Stimmungen und Gefühle, wie Angst, Stress und Gelassenheit beeinflussen auch den Eigengeruch des Hundes. Hunde können Angst und andere Stimmungen riechen und nutzen diese Fähigkeit für ihre innerartliche Kommunikation. Duftbotschaften spielen auch bei der Fernkommunikation der Hunde eine entscheidende Rolle. Die Duftmarken von Hunden zeigen den Artgenossen eindeutig an, welcher Vierbeiner wann an welchem Ort war. Und bei günstigen Winden kann der Duft einer läufigen Hündin auch Kilometer weit entfernt wohnende Rüden um den gesunden Hundeverstand bringen.

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Geruchsveränderungen

Wenn der Hund plötzlich anders riecht, kann man diese Veränderung häufig nicht beschreiben und deuten. Wenn es keine einfache Erklärung für die unbekannte Duftnote gibt – zum Beispiel, dass sich der Hund kurz vorher gewälzt hat – sollte man das Tier beobachten. Manchmal ist eine Geruchsveränderung das erste Symptom für eine Erkrankung oder Gesundheitsstörung. Zeigt das Tier dann weitere Symptome, wie beispielsweise Juckreiz, Schmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, großen Durst, große Urinmengen oder ein anderes ungewöhnliches Verhalten, sollte man ihn zeitnah tierärztlich untersuchen lassen. Bei einigen speziellen Ausdünstungen des Hundes kann man sogar auf die zugrunde liegende Erkrankung schließen.

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Ein süßlicher Mundgeruch...

... der an Nagellackentferner oder faule Äpfel erinnert, kann ein Symptom für die Erkrankung an Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) sein. Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, die mit einem erhöhten Blutzuckerspiegel verbunden ist. Falls die Diabeteserkrankung nicht oder nicht ausreichend behandelt wird, bildet der Organismus Aceton. Das Aceton wird über die Lunge abgeatmet. Diese Ausatemluft ist für den Mundgeruch nach Nagellackentferner bei Diabetes mellitus verantwortlich. Hunde mit acetonaartigem Mundgeruch müssen schnellstmöglich tierärztlich untersucht werden. Das gilt auch, wenn es aus dem Fang nach Urin riecht. Dieser Geruch weist auf eine Nierenschwäche oder sogar ein Nierenversagen hin. Wenn der Fang nach Aceton und Urin riecht und der Hund gleichzeitig weitere Symptome zeigt, wie Schwäche, Apathie, Benommenheit, Zittern, muss man sofort Kontakt zur Tierarztpraxis oder dem tierärztlichen Notdienst aufnehmen.

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Meist ist es eine Parodontose

Wenn der Atem des Hundes faulig riecht, stammt der üble Geruch meist aus dem Fang des Tieres. Der häufigste Grund für unangenehmen Mundgeruch ist dabei eine Parodontose. Danach kommen mit Abstand faulende Zähne oder entzündete Verletzungen im Maul. Die Parodontose ist eine schmerzhafte, chronische Entzündung des Zahnfleischs, die auf die Zähne und den Kieferknochen übergreift und schließlich zur Lockerung und zum Ausfallen der Zähne führt. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 70 und 80 Prozent der ausgewachsenen Hunde eine Parodontose haben.

Die Krankheit entsteht durch die Ansiedlung krankmachender Bakterien auf Zahnbelägen und Zahnstein. Die Bakterien ernähren sich von Futterresten und Zahnbelägen im Hundefang, indem sie diese zersetzen. Bei dem Zersetzungsprozess entstehen neben dem üblen Geruch auch Schadstoffe, die das Zahnfleisch angreifen und Entzündungen hervorrufen. Das entzündete Zahnfleisch löst sich allmählich vom Zahn ab und bildet Taschen, die zur Brutstätte für weitere Bakterien werden. So wandern die Bakterien und die Entzündung immer weiter ins Gewebe und richten immer größere Schäden an. Eine Parodontose gefährdet nicht nur Zähne und Zahnfleisch, sondern den gesamten Organismus. Wenn die Bakterien aus dem Fang in den Blutkreislauf gelangen, können sie unter anderem Herz-Kreislaufkrankheiten und Nierenschäden verursachen. Am besten beugt man einer Parodontose durch regelmäßiges Zähneputzen vor. Spezielles Kauspielzeug und zahnpflegendes Futter unterstützen die Zahnreinigung. Wenn der Hund bereits Zahnstein oder eine Parodontose hat, muss eine professionelle Zahnreinigung in der Tierarztpraxis durchgeführt werden. In fortgeschrittenen Fällen, beispielsweise lockeren Zähnen, ist eine Generalsanierung des Gebisses unumgänglich.

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Ranziges Fett, Hefe etc.

Ein ranziger Geruch des Hundes weist auf eine übermäßige Hautfettbildung (Seborrhö) hin. Solch eine Störung kann viele Ursachen haben, wie zum Beispiel eine überschießende Hautfettproduktion als Reaktion auf häufige Bäder mit aggressiven, austrocknenden Shampoos oder Seifen. Sie kann aber auch bei Hormonstörungen oder bei einer erblichen Veranlagung vorkommen. Manchmal wird ein ranzig-süßlicher Geruch auch beim Befall mit Milben beschrieben.

Wenn der ranzige Geruch außerdem an ungewaschene Socken und Hefe erinnert, könnte eine Hautinfektion mit dem Hefepilz Malassezia pachydermatis die Ursache sein. Dieser Pilz befällt vorzugsweise die Ohren, das Gesicht, die Zehenzwischenräume, den Hals und die unbehaarten Stellen an Bauch, Achseln und der Schwanzunterseite. Die Malassezien-Erkrankung ist meist mit Juckreiz, Hautrötungen und schmierig-fettigen Belägen verbunden. Zur Infektion mit Malassezia pachydermatis kommt es nur, wenn die Hautabwehr durch eine andere Erkrankung oder Parasitenbefall geschwächt ist. Bei der Therapie muss neben der Bekämpfung des Pilzes mit entsprechenden Antipilzmitteln auch die zugrunde liegende Erkrankung gezielt behandelt werden. Wenn die Grunderkrankung nicht behandelt wird, besteht ein hohes Rückfallrisiko.

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Fischgeruch

Neben dem Anus des Hundes befinden sich zwei Analdrüsen, die ein Duftsekret produzieren. Dieses Sekret fließt über feine Kanälchen in die Analbeutel und wird dort zwischengelagert. Wenn der Hund Kot absetzt, entleeren sich die Analbeutel und parfümieren die Hinterlassenschaften des Vierbeiners dem Analduft. Wenn die Analbeutel verstopft sind und das Sekret nicht mehr entleert werden kann, entsteht mitunter ein fischiger Geruch. Weitere Symptome für eine Analbeutelverstopfung sind ständiges Belecken der Analregion, Probleme beim Kotabsatz und „Schlittenfahren“, dabei schleift der Hund seinen Hintern über den Boden. Die Analbeutelverstopfung muss vom Tierarzt behandelt werden.

Obwohl wir von der Natur mit einem eher schlechten Geruchssinn ausgestattet sind, können auch wir manchmal Krankheiten riechen. Wissenschaftliche Studien haben außerdem gezeigt, dass man seine Riechfähigkeit trainieren kann, indem man regelmäßig bewusst an verschiedenen Dingen riecht und seine Eindrücke beschreibt. In diesem Sinne fröhliches Schnuppern!

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Über die Autorin

Barbara Welsch ist Tierärztin und renommierte Wissenschaftsjournalistin. Immer an ihrer Seite: Ihr Pinscher Dylan.
Dieser Beitrag ist auch erschienen im Partner Hund Magazin, Ausgabe 06/25.

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