Einen Zweithund zulegen – ja oder nein?
Für die meisten Hunde gibt es nichts Schöneres, als ihr Leben mit ihren Menschen und anderen Artgenossen zu teilen. Hier erfahren Sie, welche Vor- und Nachteile ein zweiter Hund mit sich bringt und was Sie bei der Entscheidung zum Zweithund bedenken sollten.
Die meisten Hundeliebhaber können gar nicht genug von Hunden kriegen und haben daher oft den Wunsch nach einem Zweithund. Aufgrund der vielen verschiedenen Eigenschaften von Hunden und Hunderassen gibt es bei der Mehrhundehaltung manchmal sehr ausgefallene Konstellationen, zum Beispiel lebt eine Dogge mit einem Malteser zusammen. Oft gibt es aber auch sehr ähnliche Kombinationen, vor allem wenn die Halter ihr Herz an eine bestimmte Rasse verloren haben.
Wie auch bei der Anschaffung des Ersthundes sollte bei weiteren Vierbeinern jedoch sorgfältig überlegt werden, ob ein zweiter Hund überhaupt geeignet ist und welcher Hund das Rudel tatsächlich bereichern könnte. Wichtig ist dabei, dass nicht nur die Bedürfnisse und Vorlieben der Menschen beachtet werden – auch die des Ersthundes sollten auf jeden Fall bei diesen Überlegungen immer mit einbezogen werden.
Bevor der Zweithund kommt
Bevor man sich dazu entscheidet, einen Zweithund anzuschaffen, müssen sehr rationale Fragen geklärt werden, um zu überprüfen, ob man für die Haltung von zwei Hunden überhaupt geeignet ist.
1. Bezugsperson des zweiten Hundes
Eine wichtige Frage ist, wer die Hauptbezugsperson des neuen Hundes sein soll. Gibt es eine Aufgabenverteilung oder ist eine Person im Haushalt vollumfänglich für beide Hunde zuständig?
Ist Letzteres der Fall, gilt es zu bedenken, dass diese Person in vielen Belangen auch doppelt so viel Zeit aufbringen muss: Gerade in den ersten Monaten sollten das Training und auch Spaziergänge getrennt stattfinden, damit der neue Hund lernt, sich an seinem Menschen zu orientieren, und nicht - was aus Hundesicht natürlich naheliegender wäre - an seinesgleichen.
2. Finanzielle und räumliche Situation mit Zweithund
Eine wichtige Frage ist auch die der finanziellen und räumlichen Situation. Denn mit einem zweiten Hund verdoppeln sich die Kosten für die Hundehaltung: doppelte Steuer, doppelte Tierarztkosten, doppeltes Futter. Können Sie diese Kosten auf Dauer tragen?
Zwei Hunde benötigen außerdem mehr Platz, z.B. durch:
- zwei verschiedene Liegeplätze, damit jeder Hund einen eigenen Rückzugsort hat.
- sichere Unterbringung von zwei Hunden im Auto
Und dann stellt sich noch die Frage, wer überhaupt zwei Hunde im Urlaub oder einer Notfallsituation (z. B. Krankenhausaufenthalt) übernehmen kann oder welche Möglichkeiten es gibt, zwei oder mehr Hunde in den Urlaub mitzunehmen. Je mehr Hunde angeschafft werden, desto mehr Klärungspotenzial haben all diese Fragen.
Der richtige Zeitpunkt für einen Zweithund
Die wichtigste Grundregel ist: Die Beziehung zwischen den bereits im Rudel lebenden Hunden und ihren Menschen muss völlig geklärt sei, es sollte keine Probleme mehr geben. Natürlich ist die Definition von „Problem“ immer Ansichtssache. Aber spätestens, wenn der neue Hund einzieht, multiplizieren sich meistens die vorher mit Augenzwinkern unter den Teppich gekehrten Probleme mit dem ersten Hund.
Deshalb gilt: Wenn der Ersthund immer noch seine Grenzen austestet, im Alltag aggressiv gegenüber Artgenossen oder Menschen reagiert, der Hund an der Leine zieht oder nicht zurückkommt, wenn Sie ihn rufen, dann sollten Sie erst (am besten mithilfe eines Profis) die Erziehung des bestehenden Hundes in Angriff nehmen.
Natürlich sind Hunde keine Maschinen und können nicht immer „funktionieren“. Dennoch sollten Sie bei allen Problemen immer die Auswirkungen im Kopf haben, die ein Zweithund mit sich bringt. Denken Sie also bitte niemals, dass ein weiterer Hund bestehende Probleme lösen könnte. Eher macht er sie noch schlimmer. Ein Zweithund erleichtert z.B. auch das Alleine-Bleiben für den ersten Hund in aller Regel nicht. Schließlich ist der Mensch die wichtigste Bezugsperson des Hundes und sollte diese auch in jedem Falle bleiben.
Welcher Hund ist als Zweithund geeignet?
Sind alle Fragen geklärt und alle Probleme gelöst, geht es nun zur wichtigen Frage, welcher Hund überhaupt geeignet ist, um das Rudel zu bereichern. Immer wieder gibt es Fälle, in denen es zur Trennung von einem Rudelmitglied kommen muss, weil die Auswahl vorher nicht sorgfältig genug durchdacht war.
1. Geschlecht des Zweithundes
Wenn die Entscheidung für einen Zweithund endgültig gefallen ist, muss zunächst überlegt werden, welches Geschlecht der neue Hund haben sollte.
Generell gilt eher die Empfehlung zu gleichgeschlechtlichen Partnern, unabhängig davon, ob die Hunde kastriert sind oder nicht. Dies hat den einfachen Grund, dass in einer Rüde-Hündin-Konstellation naturgemäß eine Pärchenbildung entsteht. Das kann zur Folge haben, dass ein Rüde - ob er der Aufgabe nun gewappnet ist oder nicht - Verantwortung für seine Hündin übernimmt, und die Hündin dies auch umgekehrt von ihrem Rüden erwartet.
Dennoch muss man sich natürlich jeden Hund individuell ansehen. Es gibt Hündinnen, die sich selbst in ihrem Status sehr hoch sehen und weibliche Rivalinnen deswegen kaum akzeptieren, genauso kann es umgekehrt bei zwei Rüden aussehen. Hier wäre ein gegengeschlechtlicher Partner wiederum sinnvoller. Natürlich ist dieses Thema auch immer sehr individuell zu bewerten, da es viele unterschiedliche Hunde und Voraussetzungen für sie gibt.
Sollten Sie einen Rüden-Welpen zu einem erwachsenen Rüden dazunehmen, so müssen Sie damit rechnen, dass es zu Rangordnungskämpfen kommen kann, wenn der Welpe in die Pubertät kommt. Wären Sie dem gewachsen?
Immer wieder gibt es auch Fälle, in denen Geschwisterpaare aufgenommen werden. Ein Züchter, der dies anbietet, gilt eher als unseriös. Gleichaltrige Hunde, die noch dazu auch eine familiäre Verbindung haben, werden sich immer eher aneinander orientieren. Dazu kommt der große Nachteil, dass dann zwei Hunde gleichzeitig von Grund auf erzogen werden müssen und nicht nur einer. Das kostet extrem viel Zeit und Energie.
2. Alter des Zweithundes
Auch das Alter des Zweithundes spielt eine wichtige Rolle. Allgemein sollte der Altersunterschied zwischen Erst- und Zweithund nicht zu groß sein.
Für einen älteren Hund kann es sehr belastend und anstrengend sein, einen Welpen mit zu erziehen. Oft denken Menschen, dass der alte Hund mit einem neuen Welpen eine Art „zweiten Frühling“ erlebt. In Wahrheit ist der Hundesenior aber nur gestresst und damit beschäftigt, den kleinen Racker in die Schranken zu weisen. Im Optimalfall kommt also ein Welpe eher zu einem bereits erwachsenen Hund, der mindestens 2,5 Jahre aber kein Senior sein sollte.
Soll ein bereits erwachsener Hund einziehen, gibt dies in der Regel die wenigsten Probleme. Ist der Ersthund allerdings noch jünger, wird der ältere Hund unter Umständen Respekt von dem Jüngeren verlangen. Das könnte wiederum zu Diskrepanzen führen, weil ja bisher der Ersthund die Nummer eins war. Hier gilt: Wenn die Mensch-Hund-Beziehung geklärt ist, sollte der Mensch derjenige sein, der vieles im Rudel regelt und für Harmonie und ein entspanntes Verhältnis zwischen den einzelnen Hunden sorgt.
3. Rasse des Zweithundes
Zuletzt sollten auch die rasse- und typspezifischen Unterschiede von Hunden beachtet werden. Auch wenn es im ersten Moment unlogisch erscheint: Für Hund und Mensch ist es sinnvoller, zwei unterschiedliche Rassen, beziehungsweise Hunde mit verschiedenen Ambitionen und Veranlagungen aufzunehmen. Denn bei zwei Hunden mit ähnlichen Interessen kann es häufiger Konflikte geben (z.B. Streit um Futter/ein bestimmtes Spielzeug etc.). Oder die Hunde schließen sich zu einer Art Interessensgemeinschaft zusammen, werden 1a-Jagdpartner oder gehen Schulter an Schulter durch den Park, um andere Hunde aufzumischen.
Daher macht es durchaus Sinn, eher verschiedene Typen auszuwählen. Oft stellen diese sogar eine gegenseitige Bereicherung dar, zum Beispiel wenn der aktivere Hund den anderen auch mal motiviert und der faulere der beiden auch mal Ruhe in das Zusammenleben einkehren lässt. Auch selbstbewusste und eher ängstliche Hunde können sich ergänzen.
Wichtig: Auch wenn zwei unterschiedliche Hunde empfohlen werden, sollten sie körperlich bezüglich Gewicht und Kraft zueinander passen, wenn man auf Nummer sicher gehen will. Lebt nämlich ein eher großer mit einem eher kleinen Hund zusammen, kann es (unbeabsichtigt) zu Verletzungen kommen. Obwohl Hunde im Allgemeinen die unterschiedlichen Verhältnisse einschätzen können, kommt es immer wieder zu kleineren bis schwerwiegenden Unfällen.
Fazit: Vor- und Nachteile des Zweithundes
Die Entscheidung nach dem passenden Zweithund ist nicht im Vorbeigehen zu treffen. Viele Aspekte müssen wohlüberlegt sein und die Anschaffung eines zweiten Hundes hat sowohl Vor- als auch Nachteile.
Die Nachteile, über die man sich gründlich Gedanken machen muss, sind die höheren Kosten und der größere Zeitaufwand. Haben Sie finanziell oder räumlich nicht die Mittel für einen zweiten Hund, sollten Sie sich auch keinen zulegen. Sie als Hundehalter müssen außerdem eine Balance zwischen Ihren Hunden finden, sodass die Hunde Sie als Bezugsperson sehen, aber auch untereinander zu einem Team werden und keine Eifersucht entsteht.
Doch wenn man diese Nachteile bedacht hat und mit ihnen umgehen kann, wird man die vielen Vorteile eines Zweithundes genießen können:
Der klare Vorteil ist: Wer bei der Wahl des Zweithundes alle wichtigen Punkte beachtet, kann einen echten Partner für sich, aber vor allem auch für den Ersthund gewinnen: Die Hunde können in einem kleinen Rudel miteinander leben, sich helfen und miteinander kommunizieren, wie sie das weder mit Menschen noch mit fremden Hunden tun. Und Sie haben einen weiteren treuen Gefährten an Ihrer Seite und konnten einem Hund (vielleicht aus dem Tierheim?) ein neues Zuhause schenken.