Auf der Suche nach dem Kick: Können Katzen süchtig werden?

Ob Snack, Spielzeug oder Aufmerksamkeit: Manche Katzen setzen ihr Verlangen lautstark durch. Doch können sie wirklich eine Sucht entwickeln, die zum Problem wird?

Nahaufnahme einer Katze
© stock.adobe.com/Puche

Auf den ersten Blick betrachtet, könnte man die Begeisterung für einen neuen Leckerbissen oder ein Schmusekissen durchaus für eine Sucht halten. Doch ist das tatsächlich auch aus neurobiologischer Sicht eine echte Abhängigkeit?

Ist das Sucht oder einfach nur Freude?

Bei einer Sucht werden bestimmte Botenstoffe im Gehirn in einem Übermaß ausgeschüttet. Vor allem das Dopaminsystem ist wesentlich an einer Sucht beteiligt. Wird Dopamin ausgeschüttet, bewirkt das ein angenehmes Glücksgefühl – ganz gewiss auch bei Katzen! Ein solches Glücksgefühl kann durch viele Reize ausgelöst werden – ein unerwartetes Erfolgserlebnis, gutes Futter oder manche, von außen zugeführte, Drogen.

Für das Überleben sind diese – durch das an sich natürliche Belohnungssystem im Gehirn vermittelten – Glücksgefühle aber sehr wichtig. Denn sie motivieren, es noch einmal zu versuchen und auch Anstrengungen oder andere Hindernisse in Kauf zu nehmen, um an das ersehnte, angenehme Erleben zu kommen und so das Überleben zu gewährleisten. Solange der Botenstoff Dopamin in diesem Rahmen aktiviert wird und dann auch wieder abflauen kann, entsteht keine Sucht.

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Eine Sucht würde die Katze in eine Sackgasse führen

Unter natürlichen Bedingungen wäre eine Sucht ein echter Nachteil beim Überleben, weil nur mehr diese eine Erfahrung gesucht wird – anstelle von Beute oder sicherem Unterschlupf. Wird eine Katze also abhängig im Sinne einer echten Sucht, würde sie alle anderen lebenswichtigen Dinge vernachlässigen, weil sie zu sehr auf das Befriedigen ihrer Sucht aus ist.

Das Dopamin-Belohnungssystem kann so kaum entgleisen und selbst wenn, dann hätte diese Katze keine Chance auf Fortpflanzung. Wahrscheinlich wäre noch nicht einmal das eigene Überleben gesichert.

Aus der Sicht der Ethologie gibt es vier Grundprobleme, die das Leben eines Tieres bestimmen:

  1. Futter finden und
  2. nicht selbst zu Futter für ein anderes Tier werden,
  3. einen Partner für die Fortpflanzung finden und
  4. den Nachwuchs erfolgreich aufzuziehen.

 Jegliches Verhalten, das zu einem Scheitern an einem dieser Grundprobleme führt, wird zur Sackgasse für das Individuum – es gibt keine nächste Generation.

Passivrauchen: Eine Gefahr für Katzen

Ganz anders sieht die Lage aus, wenn die Katze durch den Menschen Zugang zu starken auslösenden Reizen für ihre Glücksbotenstoffe bekäme. Bei Untersuchungen an Nagern und Affen wurde gezeigt, dass eine direkte Reizung der zuständigen Bereiche im Gehirn oder die Zufuhr von stimulierenden Drogen dazu führte, dass sie alle anderen lebenswichtigen Verhaltensweisen wie essen und trinken vernachlässigen, nur um „den Kick“ zu bekommen.

Ohne diese unwürdige Testsituation mit Elektroden hätte jedoch kein Tier die Möglichkeit, eine wirkliche Sucht zu entwickeln. Schon allein durch die Tatsache, dass eine Katze keine Möglichkeit hat, sich diese stimulierenden Substanzen selbst zu besorgen, endet die Abhängigkeit auch schon wieder.

Niemand, der seine Katze liebt, würde auf die Idee kommen, sie zum Drogenkonsum zu animieren. Dennoch passiert es immer wieder, dass Katzen entweder zum Passivrauchen, sei es von Nikotin oder von Cannabis, gezwungen sind oder – noch schlimmer – versehentlich an die Vorräte der Hasch-Kekse ihrer Besitzer gelangen. Während die meisten Wirkstoffe im Cannabis, etwa CBD, durchaus positive Wirkungen haben können, ist der psychoaktive Wirkstoff THC für die Katze schädlich. Es resultieren aus solchen Unfällen also eher medizinische Notfälle als eine Abhängigkeit.

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Warum Catnip, Baldrian und Co. keine echte Sucht verursachen

Wenn man den Suchtbegriff ein klein wenig weiter fasst und die Beschaffungskriminalität weglässt, gibt es durchaus einige Vorlieben der Katze, die man als Sucht bezeichnen kann. Manche Katzen geraten in einen rauschähnlichen Zustand, wenn sie Baldrian oder verschiedene Minzearten riechen.

Sie sabbern, bohren mit der Nase in ihr Kissen und beißen herzhaft zu, während sie sich herumwälzen. In den kurzen Pausen haben sie einen verträumten, entzückten Gesichtsausdruck und genießen ganz offensichtlich, was die pflanzliche Droge mit ihnen macht. Nach einer Viertelstunde ist alles vorbei und die Katze schläft zufrieden ohne weitere Nachwirkungen.

Trotzdem führt diese angenehme Erfahrung nicht zu einer realen Abhängigkeit! Bei aller Begeisterung entwickelt die Katze keine Sucht auf Baldriankissen und sie bedroht ihren Besitzer auch nicht, wenn er nicht die tägliche Dosis erhöht – sie behält ihr natürliches Stoppsignal, das eine Sucht verhindert.

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Die Gefahr von übermäßigem Futterkonsum

Etwas anders liegt es bei Katzen, die wie eingangs erwähnt, eine intensive Leidenschaft für Futter entwickeln. Auch hier gilt für die weitaus meisten Katzen, dass sie ein gutes Sättigungssignal haben und wissen, wann genug ist. Aber es gibt sie – die Vielfresser, die nicht aufhören können und weiterfressen ohne Ende. Doch auch hier könnte sich keine tatsächliche Sucht entwickeln, weil immer noch der Mensch die Kontrolle über das Futter behält. Diese Katzen können natürlich unzufrieden werden und Wege suchen, sich ein neues Glücksgefühl mit Fressen zu verschaffen.

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Artgerechte Glückserlebnisse für die Katze schaffen

Da unter natürlichen Bedingungen bei der Katze keine Sucht entstehen kann, ist es wichtig, ihr nun andere Verhaltensweisen anzubieten, die zufrieden machen: Einfach, weil sie arttypisch sind. Dazu gehören Klettern, Beobachten, interaktives Spiel oder Erfolgserlebnisse im Training. Alte Gewohnheiten zu ändern ist nicht leicht, aber je mehr andere Glückserlebnisse die Katze haben kann, desto mehr relativiert sich die Bedeutung von Futter.

Mehr Bewegung durch das Spiel mit dem Laserpointer scheint naheliegend und macht auch Spaß. Doch auch dieser unnatürlich intensive Lichtreiz hat bei manchen Katzen das Potenzial, eine suchtähnliche Obsession auszulösen. Es gilt daher achtsam zu bleiben und das Spiel nur fein dosiert unter vielen anderen Möglichkeiten anzubieten.

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Wenn Verhaltensauffälligkeiten medizinische Ursachen haben

Und nicht zuletzt gibt es manchmal bizarre Verhaltensweisen, die auf den ersten Blick nach Sucht aussehen können, aber medizinische Ursachen haben. Dazu gehören unter anderem Erde oder Katzenstreu fressen, selbstbeschädigendes Belecken oder stundenlanges Herumwandern. Insbesondere bei auto-aggressiven Verhaltensweisen kann das Gehirn als Reaktion auf die Verletzungen schmerzlindernde Opiate produzieren, die ein angenehmes Gefühl auslösen.

Die Katze hat jedoch einen viel einfacheren und gesünderen Weg, Endorphine in ihrem Körper freizusetzen: Schnurren! Und mit intensivem Wohlfühlschnurren haben wohl weder Katze noch Mensch ein wirkliches Suchtproblem.

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