Fertigfutter für Hunde – Besser als sein Ruf? Expertin klärt auf
Dosenmahlzeiten oder Trockenfutter sind immer minderwertig und rohe oder selbstgekochte Nahrung auf jeden Fall besser? Na, dann lesen Sie hier mal nach, was wirklich Sache ist.
Bei vielen Hundehaltern hat Fertigfutter nicht gerade das beste Image: zu industriell, zu unübersichtlich, zu viele Mythen. Doch ist dieser Ruf gerechtfertigt? Oder wird da ein praktisches Produkt zu Unrecht verteufelt? Unsere Expertin Anke Jobi, Beraterin für Hundeernährung, wirft einen differenzierten Blick auf die Sache – jenseits von Extremen und Ideologien.
Futter ist nicht gleich Futter
Fertigfutter steht häufig in der Kritik: Vorwürfe wie minderwertige Inhaltsstoffe, künstliche Zusätze oder unklare Deklarationen sorgen für Skepsis bei vielen Hundehaltern. „Zu viele Nebenerzeugnisse“, „zu viel oder zu wenig Fleisch“, „zu viele Zusatzstoffe“ – die Liste der Vorwürfe ist lang. Doch wie so oft lohnt sich ein zweiter Blick.
Denn Fertigfutter ist nicht gleich Fertigfutter. Die Qualität variiert stark – je nach Hersteller, Rezeptur und Produktionsverfahren. Aber falsch ist, dass alle Fertigfuttersorten „Billigfutter aus der Dose“ sind. Es gibt durchaus ernährungsphysiologisch hochwertige Produkte, exakt auf den Bedarf des Hundes abgestimmt, vorausgesetzt, man weiß, worauf zu achten ist.
Frisch ist oft unpraktisch
Ganz klar: Frisch zubereitetes Futter aus hochwertigen Zutaten, individuell abgestimmt auf den Hund – das ist im Idealfall die Krönung der Fütterung. Wer die Zeit, das Know-how und die Lust hat, kann seinem Hund mit ausgewogener Rohfütterung oder selbst gekochten Rationen eine sehr artgerechte Ernährung bieten.
Aber nicht jeder Hundehalter möchte oder kann diesen Aufwand betreiben. Und das ist völlig legitim. Gerade im hektischen Alltag punktet Fertigfutter durch seine einfache Handhabung: Es ist schnell servierbereit, gut lagerbar, lange haltbar und in unterschiedlichsten Varianten verfügbar – von sensitiv bis energiereich, von puristisch bis funktional. Auch für unterwegs oder bei Betreuung durch andere Personen ist es eine verlässliche Lösung. Gleichzeitig gewährleistet gutes Alleinfutter eine konstante Nährstoffversorgung, ohne dass Halter täglich abwiegen, kochen oder rechnen müssen. Für viele ist das eine alltagstaugliche Möglichkeit, ihren Hund sicher und ausgewogen zu ernähren.
Die Sache mit den Zutaten
Einer der häufigsten Kritikpunkte bei Fertigfutter betrifft die verwendeten Zutaten. Tierische Nebenerzeugnisse klingen im ersten Moment wenig appetitlich, sind aber keineswegs automatisch minderwertig. Leber, Herz oder Niere liefern wertvolle Nährstoffe wie Eisen, Zink oder fettlösliche Vitamine, die in reinem Muskelfleisch nur begrenzt vorkommen.
Wichtig ist hier die genaue Deklaration: Während „Rinderleber“ oder „Hühnerherz“ für Transparenz stehen, bleibt bei „tierische Nebenerzeugnisse“ unklar, was wirklich verarbeitet wurde.
Ebenso umstritten: Getreide. Lange Zeit wurde es als billiger Füllstoff kritisiert. Dabei liefern hochwertige Getreidearten wie Reis, Hirse oder Hafer gut verwertbare Kohlenhydrate und Ballaststoffe – vorausgesetzt, sie sind entsprechend aufgeschlossen. Hunde haben sich im Laufe der Domestikation an stärkehaltige Kost angepasst. Für Hunde ohne Unverträglichkeiten ist Getreide also keineswegs tabu. Auch pflanzliche Komponenten wie Süßkartoffel, Erbsen oder Karotten können wertvolle Ergänzungen sein. Doch auch hier gilt: je klarer die Deklaration, desto besser. Begriffe wie „pflanzliche Nebenerzeugnisse“ oder „Pflanzenextrakte“ sagen leider wenig über den tatsächlichen Gehalt oder Nährwert aus.
Produktionsverfahren
Nicht nur die Zutaten, auch die Verarbeitung entscheidet über die Qualität. Besonders Trockenfutter wird häufig extrudiert – ein Verfahren, bei dem die Masse stark erhitzt und unter Druck durch eine Form gepresst wird. Vorteil: lange Haltbarkeit und Keimfreiheit. Nachteil: Hitzeempfindliche Nährstoffe gehen dabei verloren und müssen künstlich ergänzt werden.
Kaltgepresstes Futter wird schonender verarbeitet, behält dadurch mehr natürliche Vitalstoffe, ist aber weniger stabil. Halbfeuchtes Futter bietet eine gute Zwischenlösung – mit mehr Frischegefühl, aber oft höherem Preis. Und: Auch die Verdaulichkeit kann sich je nach Herstellungsverfahren unterscheiden. Manche Hunde vertragen extrudiertes Futter besser, andere profitieren von schonender gepressten Varianten.
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