Spielfreudige Katzenkinder

Mit vier Wochen müssen Katzenkinder sich darauf konzentrieren, wohin sie ihre Pfoten setzen. Zwei Monate später sind sie schon perfekte Jäger, wenn auch noch im Mini-Format.

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Es kommt zu ersten kleinen Handgreiflichkeiten. Zum Glück können Brüderchen und Schwesterchen ihre Krallen schon einziehen und bei Bedarf wieder zeigen. Bislang standen die winzigen Waffen nämlich immer weit heraus. Ab der vierten Lebenswoche stehen soziale Spiele an, während die Kleinen Katzenmanieren beigebracht bekommen. Eifrig trainieren sie mit der geduldigen Mutter und den Geschwistern. Anfangs pfoteln sie noch ganz zaghaft mit ihrem Gegenüber, teilen dann aber bald ganz gezielt Tatzenhiebe aus und proben dazu den Einsatz der spitzen Milchzähne, die allerdings erst mit sechs Wochen komplett sind. Zwar müssen Brüderchen und Schwesterchen sich noch stark darauf konzentriere, wohin sie ihre Pfoten setzen, aber im Alter von vier Wochen fallen sie kaum noch um, was ihr Selbstvertrauen stärkt. Das Gleichgewichtsorgan im Ohr ist so weit entwickelt, dass das Anschleichen und Jagen der Geschwister schon prima klappen - und natürlich auch das an kleine, bewegliche Objekte. Noch ein, zwei Wochen muss der Schwanz beim Balancieren steil aufgerichtet werden, danach funktioniert das Laufen wie bei einer Erwachsenen ohne das Steuerruder. Schon tobt die ganze Kinderschar durch Wohnung und Garten, wohin die Mutterkatze sie vier Wochen nach der Geburt zum ersten Mal ausgeführt hat.

Ein Maunzer vom verlorenen Sohn

Unermüdlich üben die Kleinen Fangen, purzeln raufend am Boden herum und hüpfen wie Gummibällchen durch die Gegend. Anfangs bleiben die Kätzchen der Mutter bei der Erkundungsausflügen dicht auf den Fersen, doch in dem Trubel kann es schon mal passieren, dass eines der übermütigen Geschwister den Anschluss an die Familie verliert. Doch braucht es nur zu maunzen, und die besorgte Mutter eilt ihrem verlorenen Sohn bzw. der Tochter zu Hilfe. In dieser Entwicklungsphase – wenn die Katzenkinder mit ihren vier oder fünf Wochen die ersten Häppchen kosten – beginnt die frei laufende Katzenmutter bereits mit ihrem Jagdunterricht. Sie bringt frisch erlegte Beute mit nach Hause und lässt sie von ihnen beschnuppern, bevor sie sie selbst auffrisst. Offensichtlich will sie die Jugend mit der künftigen Speisekarte vertraut machen. Kurze Zeit später schleppt sie sogar lebende Mäuse an und veranstaltet eine Art Wettbewerb mit ihrem Nachwuchs, um die Maus wieder einzufangen. Während dieser Konkurrenzsituation fasst sich Brüderchen ein Herz und setzt den Tötungsbiss. Geschafft, die erste Maus ist besiegt! Auch wenn ihm, wie allen Jungkatzen, viele Muster des Jagdverhaltens angeboren sind, so helfen doch die Erfahrungen mit der von der Mutter mitgebrachten Beute, seine Fähigkeiten zu vervollkommnen. Schließlich können Beutetiere nicht nur entwischen, sondern auch ganz schön bissig sein.

Das Gleichgewichtsgefühl ist bald perfekt

Mit sechs Wochen haben die Katzenkinder ein besseres Gleichgewichtsgefühl als wir Menschen. Nun sind sie nicht mehr unbedingt auf die Muttermilch angewiesen, werden aber weiterhin gesäugt. Sie fühlen sich geborgen bei ihrer Mutter, die ihnen immer noch das Hinterteil säubert. Und werden sie durch etwas erschreckt, wie durch Nachbars alte Henne oder den Staubsauger, suchen sie weiterhin Schutz bei ihr. Im Alter von sieben Wochen ändern sich die Interessen. Die Spielereien mit den Geschwistern rücken in den Hintergrund, die Katzenkinder konzentrieren sich auf ihre Umgebung. Alle kleinen Objekte, die von sich aus kullern, wackeln oder laufen oder sich mithilfe der Katzenpfoten bewegen lassen, ziehen sie in ihren Bann, egal ob sie als Spielzeug vorgesehen sind oder nicht. Federn, Wollknäueln, Blättern, Flaschenkorken oder nackten Zehen gilt die Aufmerksamkeit. Ersatzweise werden auch imaginäre Fliegen gejagt oder Schatten an der Wand gescheucht. Auch das eigene Schwänzchen tut’s bisweilen als immer griffbereites Spielzeug. Diese Umwelt-Spiele unterscheiden sich ganz wesentlich von Spielen mit Sozialpartnern, ganz gleich ob mit Artgenossen oder Menschen: Wenn sich ein Katzenkind mit unbelebten Dingen aus seiner Umgebung beschäftigt, wiederholt es dabei bestimmte Bewegungsabläufe immer wieder. Bei Gesellschaftsspielen tut es das nie. So viel tägliches Kinderspiel macht viel Sinn, haben Forscher herausgefunden: Abgesehen vom notwendigen Bodybuilding und Geschicklichkeitstraining sind die neckischen Spielereien lebenswichtig für die gesunde und schnelle Entwicklung. Sie regen das Gehirnwachstum an und fördern die motorischen und wahrnehmerischen Fähigkeiten, die jedes Katzenkind bei der Erforschung und im Umgang mit anderen braucht.

Alle Eigenschaften eines geschickten Jägers

Spielend beherrschen die Geschwister im Alter von zehn Wochen alle Fortbewegungsarten, die sie zum Überleben brauchen: Klettern, Laufen, Springen. Selbst oben auf einem Ast können die Mini-Tiger ganz selbstsicher entlangschreiten, ohne dass ihnen der Absturz droht. Und sollte doch einer von ihnen aus Versehen abrutschen, dann landet er wie ein Erwachsener geschickt und weich auf allen vier Pfoten. Noch zwei Wochen Spieltraining, und sie haben es geschafft: Gegen Ende des dritten Lebensmonats besitzen Brüderchen und Schwesterchen alle Eigenschaften eines geschickten Jägers, wenn auch noch in stark verkleinerter Ausgabe. (Nina Blersch)

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